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BenutzerhandbuchDas kISDN Telefon
Das herausstechendste Merkmal von kISDN dürfte wohl zweifelsohne das eingebaute Telefon sein. Es ist jetzt erstmals - zumindest soweit uns bekannt ist - möglich, mit einem GUI-Programm von seinem Linux-Rechner aus zu telefonieren. Allerdings stellt dieses Feature gewisse Anforderungen an Hardware und Treiber, dazu mehr im nächsten Kapitel. Für die Zukunft planen wir, das Telefon von kisdn abzutrennen, genau wie dies schon mit kcmkisdn geschehen ist. kISDN wird dann zu einem Paket mit mehreren Einzelkomponenten, die sich auf eine einzige Konfiguration beziehen. Zum eigentlichen Telefon gesellt sich ein Aufnahmegerät zum Mitschneiden von Gesprächen und ein sehr komfortabel zu konfigurierender Anrufbeantworter mit Fernabfrage und der Möglichkeit, Nachrichten an externe Rufnummern weiterzuleiten.
16. Vorbereitungen
Die Inbetriebnahme des Telefons erfordert leider ein paar Vorbereitungen, dafür hat man anschliessend ein Tool, das bisher nur Benutzern alternativer Betriebssysteme (Sie werden wissen, was ich meine ;-) vorbehalten war.
Das wesentliche Stichwort bei der Telefonie ist Vollduplex Unterstützung, was heißt das? Ein Telefongespräch ist i.a. ein Dialog, d.h. die Komunikation ist zweiseitig: Ich höre den anderen und der andere hört mich. Daß der andere mich hören kann, liegt daran, daß der Schall von meinem Mikrofon in elektrische Signale verwandelt wird, die Soundkarte wandelt diese (analogen) Signale in ein digitales Format um und diese (digitale) Information wird über die ISDN-Leitung zu meinem Gesprächspartner geschickt. Umgekehrt höre ich mein Gegenüber, weil über die ISDN-Leitung digitale Information kommt, diese von meiner Soundkarte in ein analoges Signal umgeformt und an meine Boxen/Stereo- anlage weitergegeben wird. Um nun gleichzeitig sprechen und hören zu können, müssen die Soundkarte und der Treiber, der sie ansteuert, in der Lage sein, Signale quasi gleichzeitig in beide Richtungen weiterzuleiten. Karten bzw. Treiber, die Information nur in jeweils eine Richtung transportieren können, nennt man Halbduplex, Karten und Treiber, die beide Richtungen gleichzeitig bedienen können heissen entsprechend Vollduplex.
Ganz offensichtlich macht Halbduplex beim Telefonieren keinen Sinn, es gilt also auszuloten, inwieweit Karte und Treiber Vollduplex unterstützen.
Hardware (Soundkarten, ISDN-Karten)Soundkarten
Leider haben wir nur wenig Informationen bzgl. Vollduplex Unterstützung diverser Soundkarten. Ganz allgemein läßt sich aber wenigstens sagen: Die Soundblaster 16 und alle ihre Nachfolger (AWE32/AWE64/AWE64Gold) sind allesamt Vollduplex-fähig, zumindest in der ISA-Version; die Soundblaster Pro dagegen ist zum Beispiel nicht Vollduplex-fähig.
Bei anderen Soundkarten kann es Probleme mit der Qualität der Übertragung geben, wobei noch nicht ganz geklärt ist, ob dies nun wirklich ein Karten- oder 'nur' ein Treiber-Problem ist. Wie es scheint, gibt es speziell Probleme bei SoundBlaster SB128 PCI (die mit dem ESS 137x Chip) und SBLive!, was sich allerdings mit kISDN 1.1 ändern könnte:
Frühere Versionen von kISDN setzten eine Hardware-seitige Unterstützung des mu-Law-Formates voraus, in Version 1.1 läßt sich allerdings jetzt ein anderes Soundformat (16bit linear) konfigurieren, das intern von und zu 8bit mu-Law konvertiert wird. Erste Tests haben ergeben, daß die Tonqualität dieses 'Software-mu-Law' dem nativen mu-Law von Sound-Karte bzw. -Treiber deutlich überlegen ist; die deutlich bessere Qualität wird mit einem unmerklichen Anstieg der benötigten Prozessorleistung erkauft und sollte auch auf 'schwächeren' Maschinen keinerlei Probleme bereiten, weshalb wir die Verwendung des neuen Formats für alle Soundkarten ausdrücklich empfehlen (es sei denn, Karte bzw. Treiber unterstützen nur das alte Format).
Sollten Sie dagegen tatsächlich eine mehr als ungenügende Tonqualität im Zusammenhang mit dem Telefon beobachten, so muß das nicht zwangsläufig an Ihrer Soundkarte liegen. Denkbar wäre auch, daß Sie einen fehlerhaften ISDN-Treiber verwenden (bis Kernel 2.2.10 incl., etwas unklar ist die Situation mit Kernel 2.2.11 - hier hilft nur Probieren); hier erfahren Sie, wie Sie diesen Fehler beseitigen können. In den neueren Kerneln (ab 2.2.12) sollte dieses Problem behoben sein, zumindest konnten wir auf einem Kernel 2.2.12 keinerlei Probleme diesbezüglich feststellen.
ISDN-Karten
Besitzen Sie eine Teles 16.3c, so kommen Sie leider ebenfalls nicht in den Genuß der Telefoniefunktionen, da der HiSax-Treiber aus dem ISDN4Linux-Paket keine Audio-Übertragung über die Karte ermöglicht; allerdings wird gerade an einer Audiounterstützung für die Teles 16.3c (allgemein für HFC-S/S+/SP Chipsätze) gearbeitet, nähere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie hier.
Ungeklärt ist z.Zt. inwiefern Telefonieren über eine AVM B1 möglich ist, hier sind wir momentan auf das Feedback der kISDN-Benutzer angewiesen.
Software (Treiber)Ein besonderes Hemmnis für die Telefonie unter Linux stellt der in Linux 2.0 und 2.2 standardmäßig installierte Soundtreiber (OSS/Free bzw. OSS/Lite) dar, denn leider ist er nicht Vollduplex-fähig :-( Es kursieren zwar Gerüchte, daß es Patches gibt, die OSS/Free Vollduplex-fähig machen, aber wahrscheinlich ist man besser mit einer der beiden folgenden Alternativen bedient:
Wir haben kISDN mit beiden Treibern getestet und beide für gut befunden, allerdings gestaltet sich die Installation des ALSA-Treibers etwas komplizierter als die von OSS/Linux.
- Die Vollversion von OSS/Linux (Open Sound System, z.Zt. Version 3.9.2s), die allerdings kostenpflichtig ist ($20), erhältlich bei 4Front-Tech
- Der in der Entwicklung befindliche ALSA-Treiber (Advanced Linux Sound Architecture), GPL-lizenziert und kostenlos erhältlich unter http://www.alsa-project.org (dieser Treiber wird der Standard-Soundtreiber im Linux-Kernel und den bisherigen OSS/Lite ersetzen; unklar ist z.Zt. noch, ob ALSA bereits in Kernel 2.4 integriert sein wird)
Achtung: Ein Test mit ALSA 0.4.1b auf einem System mit Kernel 2.3.18 hat bei Verwendung der Telefoniefunktionen reproduzierbar zum 'Hängen' des kompletten Systems geführt; ein ähnliches Problem ist bereits in Zusammenhang mit dem Video4Linux-Treiber bekannt geworden, sodaß nicht ausgeschlossen werden kann, daß die Kombination Kernel 2.2.x/ALSA 0.4.1b/kISDN 1.1 ebenfalls zu solchen 'Hängern' führen kann.
In jedem Fall handelt es sich dabei um einen Fehler im ALSA-Treiber, der Betrieb von kISDN mit OSS/Linux lief bisher durchweg einwandfrei.
Sollten Sie die Installation des neuen Soundtreibers gemeistert haben, können Sie die Full-Duplex-Fähigkeit bei OSS/Linux leicht mittels
cat /dev/sndstat überprüfen, es muß ein Hinweis auf das Full-Duplex-Feature zu finden sein:
Audio devices: 0: SoundBlaster PnP (4.16) (DUPLEX) 1: SB secondary device (DUPLEX) (bei ALSA muß die OSS-Emulation aktiviert werden, konsultieren Sie dazu bitte die Dokumentation des ALSA-Treibers). Testen Sie auf jeden Fall auch, ob andere Sound-Applikationen mit diesem Treiber zufriedenstellend funktionieren, damit schließen Sie zumindest schon mal eine mögliche Fehlerquelle aus.
17. Inbetriebnahme
Starten Sie bitte nun das Wählprogramm (kisdn) und öffnen Sie - falls kisdn gedockt war - das Hauptfenster. In kISDN 1.0.x waren die LED's unterhalb des Telefon-Buttons ein Indikator für den Status der Soundkonfiguration,
dies hat sich in kISDN 1.1 geändert: Die LED's erfüllen keinerlei Funktion mehr. Der Grund dafür ist leicht erklärt: Sämtliche Telefoniefunktionen, für die keine Soundkarte erforderlich ist, können auch ohne Soundkarte benutzt werden - dies betrifft natürlich primär den Anrufbeantworter (kurz: AB).
Der AB verfügt jetzt über die Möglichkeit, Ansagedateien zu importieren, d.h. eine Aufnahme per Mikrofon+Soundkarte entfällt. Möchten Sie die Ansagen abhören, so können Sie notfalls Ihre eigene Nummer anrufen, Ihre PIN eingeben und so die Fernabfrage nutzen (Wiedergabe über Soundkarte+Boxen entfällt). Klar, all dies ist aufwendiger als die Verwendung des AB's mit einer Soundkarte, aber es ist immerhin möglich.
18. Der erste Anruf
Öffnen Sie bitte nun den Telefon-Dialog, indem Sie einfach auf den schon genannten Knopf mit dem grünen Telefon clicken, es sollte sich folgendes Bild bieten:
Tippen Sie nun einfach einmal die MSN Ihres regulären Telefons ein, das kann entweder per Tastatur oder auch per Maus geschehen. Clicken Sie bitte anschließend auf den 'Wählen'-Button,
(vergessen Sie bitte nicht Lautsprecher und Mikrofon scharfzumachen !), und laufen Sie zu Ihrem echten Telefon: Es klingelt. Sich selbst anzurufen, ist meist etwas kompliziert, legen Sie daher im Telefon-Dialog auf, indem Sie den 'Auflegen'-Knopf
drücken. Ihr echtes Telefon sollte jetzt wieder verstummen. Drücken Sie einmal auf die Leertaste, woraufhin die Nummer im Display wieder gelöscht wird, und tippen Sie dann die Nummer der Zeitansage oder die Nummer eines (guten) Freundes ein (man weiß nie, was beim ersten Anruf mit kISDN passiert, daher sollte man nicht als erstes versuchen, seinen Chef anzurufen ;-). Drücken Sie wieder den 'Wählen-Button' und warten Sie diesmal, bis sich etwas tut; in der Regel gibt es dabei eigentlich keine Probleme, aber man weiß ja nie...
19. Die Telefon-Kontrollen im Einzelnen
Werfen wir nun einen Blick auf die einzelnen Elemente des Telefons. Dies etwa
ist das Telefon-Display. In der obersten Zeile sehen Sie die Telefonnummer der Gegenstelle, darunter entweder einen Namen (sofern kISDN die Nummer kennt, sie muß in kISDN's Telefonbuch eingetragen sein damit das der Fall ist), oder '(unbekannt)' (in dem Fall existiert kein passender Eintrag im Telefonbuch). In der 3. Zeile wird jetzt nicht mehr - wie noch in kISDN 1.0.x - der Telefon-Provider angezeigt, sondern die MSN, der dieser Anruf gilt; anders als in früheren Versionen können Sie also nun alle MSN's Ihres ISDN-Anschlußes überwachen (und sogar separat entscheiden, ob der AB für die jeweilige MSN aktiv werden soll, doch dazu später). In der letzten Zeile wird der Status der ISDN-Leitung angezeigt, im obigen Fall ist der Status 'Ruht', d.h. wir sind nicht verbunden und werden auch gerade nicht angerufen.
Die möglichen Zustände sind:
- Ruht
- Die Leitung wird nicht benutzt, weder eingehend noch ausgehend.
- Eingehender Ruf
- Eine MSN Ihres Anschlußes wird gerufen; Sie können den Anruf jetzt einfach durch Click auf den 'Wählen'-Button (türkisfarbener Telefonhörer) annehmen, selbst wenn diese MSN einem anderen Gerät an Ihrem S0-Bus gehört.
- Ausgehender Ruf
- Sie haben eine Nummer eingegeben und den 'Wählen'-Button gedrückt, die Verbindung ist aber noch nicht zustandegekommen (Gegenseite hat noch nicht abgenommen)
- Verbunden (kommend)/(gehend)
- Die Telefonverbindung steht; das '(kommend)' bzw. '(gehend)' signalisiert ein- bzw. ausgehende Verbindung (bezahle ich dieses Gespräch oder muß der andere zahlen?).
- Stumm (ein)/(aus)
- Zeigt an, daß die Verbindung auf 'stumm' geschaltet wurde; Vorsicht: Das '(ein)' bzw. '(aus)' bezieht sich nicht auf den Zustand der Stumm-Funktion, sondern darauf, ob dies ein ein- oder ausgehender Ruf ist!
- Besetzt
- Gegenstelle ist besetzt oder nicht erreichbar.
- Keine Antwort
- Gegenstelle antwortet nicht.
- Kein Wählzeichen
- Der Telefonclient bekommt keinen Wählton.
- Kein Träger
- Der Telefonclient bekommt keine freie Leitung (ISDN-Stecker eingesteckt?).
- Fehlschlag (aus)
- Sie haben versucht, einen Anruf zu machen, aber es kam keine Verbindung zustande (z.B. wenn Sie sich selbst unter Ihrer eigenen MSN anrufen).
- Aufgelegt (Wir)/(GS)
- Erscheint für ein paar Sekunden nach Beenden der Verbindung, '(Wir)' zeigt an, daß die Verbindung von Ihrer Seite aus beendet wurde, '(GS)' wiederum, daß die Gegenstelle aufgelegt hat.
- Anrufbeantworter
- Erscheint, sobald der Anrufbeantworter einen kommenden Ruf beantwortet (s. dazu auch den Abschnitt über den Anrufbeantworter).
- Fernsteuerung
- Erscheint, wenn kISDN angerufen wurde, der AB den Anruf angenommen und die Gegenstelle die korrekte PIN eingetippt hat; der Anrufer kann jetzt die Nachrichten auf dem AB abhören.
- Weiterleitung
- Erscheint, wenn kISDN's AB eine vorkonfigurierte Maximalzahl von Nachrichten aufgenommen hat und versucht, diese Nachrichten an eine externe Rufnummer weiterzuleiten (mehr dazu später).
Verfügen Sie über einen ISDN-Komfortanschluß mit dem Dienstmerkmal AOCE (Advice Of Charge at End of connection), so zeigt kISDN Ihnen am Ende der Verbindung die von der Telekom berechneten Gebühreneinheiten und den daraus errechneten Betrag in DM an; entsprechendes gilt natürlich auch für das Merkmal AOCD (Advice Of Charge During connection).
Haben Sie den Dienst AOCD freischalten lassen und haben Sie den mit kISDN gelieferten Kernel-Patch eingespielt, so werden Ihnen auch während der Verbindung die Einheiten/Kosten angezeigt:
Die Währung und der entsprechende Umrechnungsfaktor (Standardeinstellung = DM 0.12 pro Einheit) läßt sich über kcmkisdn konfigurieren.
Bitte beachten Sie, daß die von den Telekommunikationsunternehmen übermittelten AOCD/AOCE-Facilities ('Gebührenimpulse') nicht unbedingt zutreffend sind, d.h. sie können maximal ein Anhaltspunkt sein (z.B. wird der CityPlus-Tarif nicht berücksichtigt).
Rechts neben dem Leitungs-Status ist eine Uhr, die die Gesprächsdauer mitstoppt (mitunter sehr aufschlußreich !).
Unterhalb des Displays sind eine Reihe von Funktionstasten angeordnet, die im einzelnen folgende Bedeutung haben:
Bei einem kommenden Ruf kann das Gespräch über diesen Button angenommen werden; dabei spielt es keine Rolle, ob der AB den Anruf bereits beantwortet (Statuszeile zeigt Anrufbeantworter an) oder nicht.
Bei einem gehenden Ruf wird die im Display stehende Nummer gewählt; steht zu diesem Zeitpunkt keine Nummer im Display, so öffnet der Button das Telefonbuch und man kann die zu wählende Nummer per Doppelclick auswählen.Die Verbindung bzw. der Verbindungsversuch (Gegenstelle nimmt nicht ab) wird beendet; dies gilt nicht für Anrufe, die gerade vom AB beantwortet werden (Statuszeile zeigt Anrufbeantworter an). Ist dieser Button aktiviert (gelbe LED leuchtet), wird die Übermittlung der eigenen Rufnummer unterdrückt (CLIR fallweise, siehe untenstehenden Abschnitt) - man bleibt anonym. Öffnet das Telefonbuch, das dann verändert oder erweitert werden kann; man kann allerdings auch ganz spontan einen Ruf aus dem Telefonbuch heraus starten. Schaltet den Anrufbeantworter für alle MSN's ein bzw. aus; es ist auch möglich, den AB für einzelne, zusätzlich überwachte MSN's abzuschalten. Eine blinkende LED im AB-Knopf signalisiert Ihnen, daß die Anruferliste Einträge mit Nachrichten enthält, die noch nicht abgehört wurden; 'abhören' umfaßt hier das lokale Abhören und das Abhören per Fernabfrage bzw. das Abhören nach Weiterleitung der Nachrichten. Öffnet die Anruferliste, auf der alle eingehenden Anrufe mit Uhrzeit und Datum vermerkt werden; bei Gesprächen, die vom Anrufbeantworter entgegengenommen wurden, erscheinen hier auch die aufgesprochenen Nachrichten mit Anzeige der Länge und können bequem abgehört werden. Über diesen Knopf erreichen Sie den Konfigurationsdialog für das Telefon, der Einstellungen zum Aufnahmegerät, zum Anrufbeantworter mit Fernabfrage und Nachrichten-Weiterleitung sowie zur Aufnahmequelle ermöglicht. Ein Click auf diesen Knopf öffnet den Konfigurationsdialog für die Anrufbeantworter-Ansagen (Bänder); es können Ansagen aufgenommen, importiert, geändert und gelöscht werden; die Ansagen können spezifischen Anrufern und bestimmten Tageszeiten und/oder Wochentagen zugeordnet werden.
CLIR (Calling Line Identification Restricted)
Erstmals seit kISDN 1.1 ist es möglich, die Übermittlung der eigenen Rufnummer bei ausgehenden Rufen fallweise zu unterdrücken. Um dieses Feature nutzen zu können, müssen die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein:Wir schlagen vor, Sie patchen zunächst den Kernel (die ISDN-Module müssen anschließend neu übersetzt und installiert werden; ein laufendes kISDN ist vor dem ersten Einsatz von CLIR nach dem Patchen neu zu starten).
- Der entsprechende Dienst (CLIR fallweise bzw. CLIR SUSP) muß von Ihrem Telefonanbieter freigeschaltet worden sein; in der Regel wird die Rufnummer auch bei Aktivierung von CLIR am ISDN-Gerät dennoch übermittelt.
- ISDN4Linux unterstützt CLIR fallweise z.Zt. nur für Datenverbindungen; um CLIR in kISDN's Telefon aktivieren zu können, ist ein kleiner Patch des Kernels erforderlich; das erforderliche Patchfile ist Bestandteil des kISDN-Paketes.
Testen Sie anschließend, ob - bei aktiviertem CLIR - Ihre Rufnummer übertragen wird, indem Sie Ihr eigenes Telefon über kISDN anrufen; die für kISDN konfigurierte MSN darf nicht im Display des (gerufenen) Telefons erscheinen.
Ist CLIR bei einem ausgehenden Ruf aktiviert, erscheint ein entsprechender Hinweis in kISDN's Display,
Beachten Sie bitte, daß dies keine Garantie ist, daß die Rufnummer tatsächlich unterdrückt wurde; die Rufnummernunterdrückung kann von Ihrem Telefonanbieter ignoriert worden sein, daher empfiehlt es sich grundsätzlich, die korrekte Funktionsweise vorher zu testen.
Keypad-Funktionstasten
Auch die Telefontastatur verfügt über ein paar funktionelle Tasten, dies sind
Löscht die ganz rechts stehende Ziffer im Display; alternativ kann auch [Backspace] auf der Tastatur gedrückt werden. Löscht die komplette, im Display angezeigte Nummer; das ist gleichbedeutend mit Drücken von [Space] (Leertaste) auf der Tastatur. Wahlwiederholung. Die zuletzt angewählte Nummer wird im Display angezeigt; ein Click auf den 'Wählen'-Button stellt dann die Verbindung her. Stummschaltung. Clicken dieses Buttons schaltet die Verbindung stumm (in beide Richtungen), im Display wird Stumm angezeigt. Erneutes Drücken hebt die Stummschaltung wieder auf, im Display erscheint Verbunden. Kleines Gimmick am Rande: Tippt man die ersten Ziffern einer Nummer ein und die Zuordnung zu einer Nummer in kISDN's Telefonbuch ist eindeutig, dann vervollständigt Drücken der [<]-Taste auf der Tastatur die Nummer.
Senden von DTMF
Neu in kISDN 1.1 ist auch die Fähigkeit, DTMF ('Touchtone'-Codes) zu senden, d.h. Sie sollten jetzt in der Lage sein, über die Telefontastatur (Tasten '0'-'9' sowie '*' und '#') DTMF-basierte Dienste (z.B. T-Net-Box) zu bedienen. Wir benötigen allerdings noch etwas Feedback zu dieser Funktion; die DTMF-Töne werden von kISDN in Echtzeit erzeugt und es ist noch nicht ganz geklärt, ob Lautstärke und Dauer korrekt gewählt sind.
Mixer
Während einer Verbindung stellt man nicht selten fest, daß die Gegenstelle zu laut oder zu leise zu hören ist; genauso beklagt sich auch die Gegenstelle hin und wieder, daß man zu leise spricht. Das hat natürlich auch damit zu tun, daß man bei kISDN quasi frei spricht (sofern man nicht gerade glücklicher Besitzer eines guten Headsets ist) und oft ist man sich nicht bewußt, wie weit man gerade vom Mikrofon entfernt ist. Außerdem ist es sehr lästig, wenn der Anrufer sich - aufgrund einer zu lauten Wiedergabe über Boxen - selbst hört (Halleffekt, Rückkopplung). Damit man in solchen, immer wiederkehrenden Situationen nicht ständig den Mixer konsultieren muß, erlaubt kISDN's Telefon die Einstellung von Mikrofon-Empfindlichkeit und Wiedergabe-Lautstärke direkt im Telefondialog:
Die linke Schieberstellung bedeutet 'ganz heruntergeregelt', die rechte Schieberstellung wiederum 'voll aufgedreht'. Im Endeffekt fährt man bei o.g. Problemen mit einem Headset am besten; leider sind wirklich gute Headsets z.Zt. preislich recht hoch angesiedelt. Evtl. werden wir in zukünftigen Versionen ein Paketbündel (Applikation+Headset) anbieten.
20. Behandlung eingehender Anrufe
Je nachdem, welche Dialoge von kISDN geöffnet sind und wie deren Status ist, wird die Anrufsignalisierung anders gehandhabt.
- Wenn der Telefondialog geschlossen, oder kISDN gedockt ist, dann poppt bei einem Anruf eine Signalisierungsbox auf:
Sie erhalten jetzt neben der Information, wer Sie zu sprechen wünscht, auch einen Hinweis darauf, auf welcher MSN sich der Anrufer meldet. Die MSN's wiederum können von kISDN über das Telefonbuch in konkrete Namen umgewandelt werden (Randnotiz: Ich hatte auch schon in Erwägung gezogen, daß ein Konterfei des Anrufers in der Box erscheint ;-).
Man kann jetzt den Anruf ignorieren oder annehmen. In letzterem Fall öffnet sich der Telefondialog und Anrufer, Leitungsstatus (Verbunden (kommend)) und aktuelle Gesprächsdauer werden angezeigt.
Abweichend von früheren Versionen von kISDN läßt sich ein ignorierter Anruf jetzt wieder hervorholen. Öffnen Sie dazu einfach den Telefoniedialog und clicken Sie auf den 'Abheben'-Button (türkisfarbener Telefonhörer).
Bitte beachten Sie: Der Name des Anrufers erscheint nur, wenn der Anrufer seine Rufnummer übermittelt und ein entsprechender Eintrag für diese Nummer im Telefonbuch existiert.- Wenn der Telefondialog bereits geöffnet ist, zeigt kISDN den Anruf direkt auf dem Display an und man kann den Anruf mit dem 'Abheben'-Button annehmen (oder ignorieren, indem man den Dialog schließt).
- Sollte der AB bereits aktiv geworden sein, so ist das kein Grund zur Panik mehr: Öffnen Sie - sofern noch nicht geschehen - den Telefoniedialog und clicken Sie auf den schon bekannten 'Abheben'-Button. Der AB verstummt sofort und Sie sind mit dem Anrufer verbunden (es gibt dann allerdings keine Nachricht mehr auf dem AB, selbst wenn der Anrufer schon begonnen haben sollte, diese aufzusprechen).
21. Das Telefonbuch
Über diesen Dialog lassen sich beliebig viele Telefonnummern verwalten, die das Telefonieren mit kISDN deutlich vereinfachen, denn Sie können später einen Anruf per Doppelclick auf den betreffenden Eintrag im Telefonbuch starten, wenn Sie es über den Wähl-Button öffnen; zudem benutzt kISDN die Einträge zur Namensauflösung bei eingehenden Anrufen, die dann auch in der Anruferliste und im Notizbuch mit Namen genannt werden.
Die verfügbaren Funktionen im Telefonbuch-Dialog sind
Neuen Ordner erstellen - in Version 1.1 noch nicht verfügbar. Wenn Sie diesen Knopf drücken, öffnet sich ein kleiner Dialog, in dem Sie einen neuen Telefonbuch-Eintrag eingeben können (alternativ können Sie auf den Ordner doppelclicken, dem der Eintrag hinzugefügt werden soll). Wenn dieser Knopf angeclickt wird, öffnet sich ein kleiner Dialog mit den Daten des ausgewählten Eintrags; diese Daten können dann bearbeitet werden (alternativ können Sie auf einen Eintrag, der geändert werden soll, doppelclicken). Durch Click auf diesen Knopf wird der ausgewählte Eintrag gelöscht. Ein Click auf diesen Knopf führt zum Anwählen der selektierten Telefonnummer (Dialog wird automatisch geschlossen und Ruf gestartet). Eingaben in diesem Dialog (auch Löschungen) werden durch Click auf 'Abbrechen' widerrufen, mit 'OK' bestätigt.
22. Das Aufnahmegerät
Mit dem Aufnahmegerät lassen sich Gespräche bzw. Gesprächsteile mitschneiden.
Während das Telefon ruht, kann die Aufzeichnung nur abgespielt werden (inklusive vor- und rückwärtsspulen), während eines Telefongespräches hingegen nur aufgenommen werden. Bitte beachten Sie, daß ein Vor- und Zurückspulen während der Aufnahme z.Zt. nicht möglich ist, stoppen Sie das Band also vorher. Das Display zeigt Ihnen auf der linken Seite die gesamte Aufnahmezeit an, auf der rechten Seite sehen die die aktuelle Position auf dem Band (jeweils in Minuten und Sekunden). Sie können die Maximalaufnahmezeit ändern, indem Sie den Knopf
im Telefondialog drücken. Die notwendige Einstellung läßt sich dann im Tab 'Band' des sich öffnenden Dialogs vornehmen:
Hinweis: Aus technischen Gründen verbraucht das Mitschneiden eines Telefongesprächs den doppelten Speicherplatz wie etwa eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter; so nehmen etwa 5min Aufnahme 4.6MB auf Ihrer Festplatte ein.
23. Aufnahmequelle und Audioformat
Standardmäßig verwendet kISDN für die Telefoniefunktionen und zur Aufnahme der Ansagetexte den normalen Mikrofoneingang der Soundkarte. Verwenden Sie allerdings ein Mikrofon am Line-In-Eingang (z.B. in den Monitor integriertes Mikrofon), so können Sie dies in der Telefonkonfiguration einstellen, drücken Sie dazu bitte wieder auf
und wählen Sie den 'Audio'-Tab:
Die zweite Einstellmöglichkeit in diesem Dialog betrifft das von Soundkarte und Soundtreiber verwendete Audioformat. Zur Übertragung von Sprachdaten über ISDN findet ein logarithmisch komprimiertes Format (meist 8bit mu-Law) Verwendung, dieses Format wird in der Regel auch nativ von den meisten Soundkarten bzw. Soundtreibern unterstützt. Sollte dies in Ihrem Fall nicht gegeben sein, können Sie versuchen, auf das ebenfalls von kISDN unterstützte 16bit-linear-Format auszuweichen; in diesem Fall werden die Audiodaten bei Übergabe der Daten vom und zum ISDN konvertiert, was etwas mehr Rechenzeit erfordert (wir konnten allerdings keine nennenswert vergrößerte Prozessorlast erkennen).
Bemerkung:
Selbst wenn Ihre Soundkarte und der zugehörige Treiber bereits mu-Law unterstützen, sollten Sie in Betracht ziehen, das 16bit-linear-Format zu verwenden, da es bei unseren Tests eine deutlich bessere Tonqualität lieferte.
Die Verwendung der verschiedenen Formate ist übrigens transparent, d.h. Sie können jederzeit das Format wechseln ohne befürchten zu müssen, daß früher aufgenommene Audiodaten mit dem jeweils anderen Format nicht zu verwenden sind.
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T. Westheider / 5. Oktober 1999 - kISDN Release 1.1