Dieser Anhang soll eine kleine Hilfestellung bei der ISDN-Konfiguration des Kernels geben, eine weitergehende Behandlung der zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten kann hier aber nicht erfolgen. Das
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BenutzerhandbuchAnhang D: Richtige Konfiguration des Kernels
1. Grundsätzliches zur Kernel-Konfiguration
Grundsätzlich gibt es unter Linux drei verschiedene Möglichkeiten, den Kernel zu konfigurieren:
- make config
- make menuconfig
- make xconfig
Allen ist gemein, daß man sie im Kerneltree-Verzeichnis /usr/src/linux initiieren muß und daß man root-Rechte benötigt. Die ersten beiden Komandos werden auf der Konsole oder in einem xterm gestartet. make menuconfig ist schon deutlich komfortabler als config, unter X bevorzuge ich jedoch die dritte Möglichkeit, xconfig, weshalb auch die nachfolgenden Illustrationen Screenshots von make xconfig sind.
2. Modul Unterstützung
Für den Fall, daß Sie den HiSax-Treiber verwenden wollen (müssen), muß diese Option (unter 'Loadable module support') natürlich eingeschaltet werden:
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Hier wurde noch zusätzlich Kernel-Dämon Unterstützung eingeschaltet; dieser kleine Helfer sorgt dafür, daß Treiber erst dann geladen werden, wenn sie wirklich gebraucht werden und entlädt sie bei Nichtbenutzung wieder. Bei ISDN ist es Geschmackssache, ob man den Treiber per Dämon laden möchte, oder lieber von Hand; es empfiehlt sich im Falle des HiSax-Treibers, dies von kISDN erledigen zu lassen.
3. Netzwerkoptionen
Von den Netzwerkoptionen ('Networking options') brauchen wir eigentlich nur das TCP/IP-Protokoll,
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wir nehmen aber noch zwei Optionen dazu:
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Die erste Option sorgt dafür, daß IP-Pakete, deren Route von Absender vorgegeben wurde, automatisch verworfen werden (Sicherheitsaspekt), die zweite erlaubt die Verwendung großer Übertragungsfenster (für ISDN eigentlich kein Performancevorteil, eher für Ethernet mit langen Verbindungen).
4. Netzwerk-Geräteunterstützung
Von den Optionen unter 'Network device support' benötigen wir
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Der erste Punkt bedarf keiner weiteren Erläuterung, der zweite stellt uns ein sogenanntes 'Dummy-Device' zur Verfügung; was es damit genau auf sich hat, liest man am besten im 'Network Administrator's Guide' nach.
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Auch dieser Punkt sollte klar sein.
5. ISDN Optionen
Die Einstellung der nun folgenden Optionen hängt davon ab, ob man den ISDN Treiber als Modul oder fest in den Kernel kompilieren möchte, bei PnP-Karten stellt sich diese Frage nicht, die entsprechenden Treiber müssen als Modul vorliegen. Der Grund dafür liegt einfach in der Tatsache, daß der Kernel vor der Initialisierung der PnP-Karten geladen wird, und die in den Kernel einkompilierten Treiber die Karten daher nicht finden können. Wir gehen deshalb hier davon aus, daß eine PnP-Karte vorliegt, ansonsten kann man für <m> einfach <y> wählen.
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Ob Sie die zweite Option wirklich brauchen, hängt von Ihrem Internet Service Provider (ISP) ab; es kann aber auf keinen Fall schaden, diese Option einzuschalten (tatsächlich verwendet der überwiegende Teil der Provider ebendieses Protokoll).
Unterstützt Ihr Provider VJ-Kompression, so aktivieren Sie bitte auch die Option
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Sehr häufig erhalten wir Beschwerden, daß die Verbindung zwar erfolgreich aufgebaut werden kann, aber zusammenbricht, sobald man eine Webseite aufruft; mit 99.9% Wahrscheinlichkeit fehlt Ihnen dann genaudiese Option im Kernel.
Kanalbündelung
Möchten Sie gelegentlich Kanalbündelung benutzen, dann muß diese Option aktiviert werden:
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Der Kernel unterstützt dann das Multi-Point-To-Point-Protokoll (kurz: MP, oft auch fälschlicherweise als MPPP bezeichnet).
Gebühreninformation
Besitzen Sie einen Komfortanschluß oder haben Sie den Dienst AOCD/AOCE (Übermittlung von Gebühreninformationen während/nach der Verbindung) bei Ihrem Telefonanbieter separat freischalten lassen und möchten dieses Merkmal zusammen mit kISDN's Telefon verwenden, so aktivieren Sie bitte zusätzlich diese Option:
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An diese allgemeine ISDN-Konfiguration schließt sich ein Hardware- spezifischer Teil an:
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Diese Einstellungen gehen jetzt davon aus, daß sich auf Ihrer ISDN-Karte der HSCX/ISAX-Chipsatz von Siemens befindet (das dürfte schon fast die Regel sein). Desweiteren ist hier das EURO/DSS1-Protokoll aktiviert und das (alte) deutsche 1TR6 deaktiviert. Es ist recht unwahrscheinlich, daß sie 1TR6 wirklich brauchen, deswegen können Sie es ohne große Bedenken deaktivieren.
An diese (relativ) allgemeinen Konfigurationen schließt sich die Auswahl Ihres ISDN-Adapters an.
Die Konfiguration wird abgeschlossen mit
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im Hauptmenü.
6. Kompilieren des Kernels und der Module
Dieser Vorgang sollte in den Handbüchern zu Ihrer Distribution ausführlich beschrieben sein, ich beschränke mich daher auf die direkte Installation des Kernels auf der Festplatte. Als erstes werden die Abhängigkeiten der einzelnen Kernelkomponenten berechnet und dann etwaige 'Objektcode-Leichen' beseitigt,
make dep ; make clean
Dann wird der Kernel übersetzt und der Bootloader LILO neu konfiguriert, dazu genügt ein einfaches
make zlilo
Als nächstes übersetzen wir die Module,
make modules
und installieren diese nach erfolgtem Übersetzen:
make modules_install
Wir sorgen jetzt noch dafür, daß die Root-Partition (das ist die, auf der auch das Kernel-Image liegen wird), beim Booten nur gelesen, nicht aber beschrieben werden kann,
rdev -R /vmlinuz 1
Fertig. Das System kann jetzt neu gebootet werden.
Dies ist nur eine allgemeine Anleitung zum Kompilieren des Kernels, Unterschiede zwischen einzelnen Linux-Distributionen bleiben völlig unberücksichtigt. Im Zweifelsfalle sollten Sie vorher nochmal ein Blick ins Handbuch der Distribution werfen oder auch jemanden fragen, der sich damit auskennt, da ein falsch konfigurierter Kernel Ihr System eventuell nicht mehr booten läßt.
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T. Westheider / 9. Oktober 1999 - kISDN Release 1.1