Windows stürzt ständig ab: Fehler im Windows-Kernel finden

Läuft Windows instabil, prüfen Sie das Betriebssystem auf mögliche Schäden. Dafür gibt es jede Menge Tools.

Treiber und einige Windows-Dienste teilen sich zusammen mit dem Kernel einen bestimmten Adressbereich, der als Ring 0 bezeichnet wird. Wird in diesem Adressbereich beispielsweise durch eine Kollision zwischen einem Treiber und dem Kernel eine unzulässige Änderung durchgeführt, erhalten Sie einen Bluescreen. Diese Bluescreens sind somit nichts anderes als Meldungen vom Kern des Betriebssystems. Um den Bluescreen zu verstehen, sollten Sie sich mit dem Windows-Kernel auseinander setzen.

Fehlersuche vorbereiten: Um Kernel-Fehler analysieren zu können, müssen Sie Windows erst einmal darauf vorbereiten: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den »Arbeitsplatz« und wählen Sie »Eigenschaften«. Im Register »Erweitert« klicken Sie unter »Starten und Wiederherstellen« auf »Einstellungen«. Entfernen Sie das Häkchen vor »Automatisch Neustart durchführen« und wählen Sie unter »Debuginformationen speichern« das »Kernelspeicherabbild«. Ist das Häkchen vor »Vorhandene Dateien überschreiben« gesetzt, wird beim nächsten Absturz ein bereits erstelltes Protokoll überschrieben, bevor Sie es auswerten konnten. Sichern Sie deshalb bei verstärkt auftretenden Bluescreens nach dem Neustart immer gleich die Datei »Memory.dmp« unter einem anderen Namen, um sie jederzeit auswerten zu können. Die Datei finden Sie im Windows-Verzeichnis, sie besitzt in den meisten Fällen etwa ein Drittel der Größe des verfügbaren Arbeitsspeichers.

Analyse von Bluescreen-Meldungen: Der Windows-Kernel kommuniziert nur mit kryptischen, oft hexadezimalen Anweisungen. Deshalb lässt sich ein angelegtes Kernelspeicherabbild, sprich die Datei »Memory.dmp«, nicht ohne weiteres auslesen. Sie benötigen hierzu einen so genannten Kernel-Debugger.

Besorgen Sie sich das kostenlose Tool „WinDbg“ von Microsoft, zu finden unter www.microsoft.com/whdc/devtools/debugging/default.mspx. Klicken Sie dort auf den Link »Install Debugging Tools for Windows 32-bit-Version – Current Release«.

! Achtung: Laden Sie keine der Beta-Versionen herunter. Damit würden Sie sich lediglich eine weitere potenzielle Fehlerquelle ins Haus holen.

Tipp: Computer-Veteranen ist sicher das Kommandozeilen-Tool »kd.exe« bekannt. WinDbg besitzt die gleichen Fähigkeiten, verfügt aber über eine grafische Benutzeroberfläche. Somit lohnt sich WinDbg auch für Anwender, die bisher nur mit dem alten, DOS-basierten Kernel-Debugger gearbeitet haben.

Um vernünftig mit WinDbg arbeiten zu können, benötigen Sie noch die Microsoft-Symboldateien, die im Fall eines kompletten Downloads bis zu 170 Megabyte auf der Festplatte belegen können. Sinnvoller ist es, das Tool so einzurichten, dass es immer nur die gerade benötigten Symbole aus dem Internet lädt. Legen Sie hierzu ein neues Verzeichnis »Symbole« an. Starten Sie WinDbg und wählen Sie »File | Symbol File Path«. Tragen Sie

SRV*C:\Symbole*http://msdl.microsoft.com/download/symbols
ein, wobei Sie statt »C:\Symbole« den Pfad zum vorhin neu angelegten Verzeichnis »Symbole« angeben.

Laden Sie nun über »File | Open Crash Dump« die Datei »Memory.dmp«. Daraufhin wird ein neues Fenster »Command« geöffnet. Mit etwas Glück finden Sie hier die Zeile »Probably caused by:«, gefolgt von einem Programmnamen. Die Trefferquote von WinDbg liegt bei über 90 Prozent. Besonders wenn eine Datei mit der Endung *.sys gefunden wird, haben Sie den Grund für den Absturz mit hoher Wahrscheinlichkeit gefunden.

Gibt es diese Zeile nicht, suchen Sie nach »Bug Check«. Die dahinter stehenden hexadezimalen Angaben entsprechen denen, die im Bluescreen hinter dem Begriff »Stop« angezeigt werden. Um den Fehler zu analysieren, tippen Sie in der Eingabezeile am unteren Bildrand
!analyze –v
ein. WinDbg erklärt daraufhin den Fehler noch einmal genauer. Liegt beispielsweise ein Treiberproblem vor, erhalten Sie den Hinweis »Driver_Fault«. Ist die Meldung weniger eindeutig, kopieren Sie diese in die Eingabezeile und setzen den Befehl ».hh« davor, in diesem Fall
.hh Driver_Fault
Dadurch wird die Hilfe-Datei von WinDbg gestartet. Sie informiert genauer über den Fehler und gibt oft auch Tipps, wie dieser beseitigt werden kann. Besonders bei Treibern hilft meist nur das Ersetzen der defekten Datei mit Hilfe des Geräte-Managers. Funktionierende Treiber erhalten Sie entweder beim Hersteller der Hardware-Komponente oder auf Internetseiten wie www.treiber.de.

Tipp: Eine deutsche Erklärung für die Fehlermeldungen finden Sie in der Knowledge-Base von Microsoft unter der Kenn-Nummer »KB155011«. Leider sind diese Seiten sehr unübersichtlich und nicht richtig formatiert. Ein Besuch dieser Seite bedeutet mühsame Detektivarbeit. Alternativ können Sie Ihr Glück mit einer Suchmaschine wie Google versuchen oder das Tool „Error Messages for Windows“ verwenden. Sie finden es auf unserer Heft-CD/-DVD under dem CHIP-Code Bluescreen oder im Internet unter der Adresse www.gregorybraun.com.