Gerade Verlust schreibende Unternehmen am Neuen Markt versuchen gerne, mit bestimmten
Kennzahlen ihre Bilanzen aufzupolieren, stellt Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der
Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), fest: "Doch es gilt
der Grundsatz: Gute Bilanzen sind in Wirklichkeit noch besser, schlechte Bilanzen noch
schlechter."
Bei der Bilanzerstellung ergeben sich beträchtliche Ermessensspielräume, zumal sich
die hinter den Bilanzzahlen steckenden Daten bereits verschleiern oder schlicht fälschen
lassen. Gleichwohl ist etwa die Abschreibungsfrist relativ beliebig; dabei hangen gerade
die Nutzungsdauer und Werthaltigkeit immaterieller Vermögensgegenstände ( z.B. Patente
in der Technologie-Branche oder Filmrechte bei Medienunternehmen) stark von den
Markterwartungen ab.
Abkürzung für "Earnings before Interest and Taxes" gemeint ist der
Gewinn vor Zinsen und Steuern.
(Nicht nur) Start-Up-Unternehmen müssen ihr Wachstum über Schulden finanzieren. So
sollten auch Zinsaufwendungen ins Blickfeld der Anleger rückten: Wenn überschuldete
Unternehmen in einer Ad-hoc-Mitteilung dann auch nur ein EBIT angeben, sei das
problematisch. Seröse Unternehmen sollten deshalb alle wesentlichen Positionen angeben.
Abkürzung für "Earnings before Interest, Taxes, Depreciation and
Amortization" beim EBITDA werden neben Zinsen und Steuern außerdem die
Abschreibungen herausgerechnet.
Zum EBITDA greifen vorzugsweise Unternehmen, die andere Firmen gekauft haben; denn das
Ergebnis solcher Firmen würde über die Abschreibungen vermutlich zusammen brechen. Die
Abschreibung des Firmenwertes (auch Goodwill-Abschreibung)
erscheint normalerweise in der Gewinn- und Verlustrechnung (G+V) als Aufwandsposten. Das
Handelsgesetzbuch (HGB) biete jedoch zahlreiche Wahlmöglichkeiten: So läßt sich z.B.
der Goodwill über das Eigenkapital abschreiben, so daß die Gewinn- und Verlustrechnung
nicht belastet wird.
EBIT oder EBITDA sind zwar formal klar definierte Größen, doch nach Expertenmeinung
schließen beide einen wichtigen Aspekt aus - und zwar die Schulden eines Unternehmens:
Nach dem Erwerb anderer Unternehmen oder z.B. milliardenteurer UMTS-Lizenzen
sitzen viele Firmen auf hohen Schuldenbergen, und wenn dann die Zinslast nicht durch
Erlöse bedient werden kann, ist die Liquidität in Gefahr.
Abkürzung für "Earnings before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and
Stock Options" Dabei wird zusätzlich die gerade bei Neue- Markt- Unternehmen
beliebte Mitarbeiterbeteiligung ("Stock Options") im Ergebnis nicht
berücksichtigt.
Professionelle Unternehmensbeobachter halten EBIT und EBITDA für sehr nützliche
Messgrößen, die international und branchenweit vergleichbare Kennzahlen unabhängig von
nationalen Steuergesetzen und Rechnungslegungen erlauben. EBITDASO ist allerdings eher als
ein "Marketing-Gag" zu verstehen, denn Aktienoptionen gehören zum
Personalaufwand und sind daher nicht abziehbar.
Das so genannte "Goodwill" wird für das "Vermögen" eines
übernommenen Unternehmen bezahlt, das sich nicht in Bilanzzahlen ausdrücken läßt. Neue
Technologien und Ideen oder auch ein vorhandener Kundenstamm führten Ende des 20.
Jahrhunderts zu Kaufpreisen, die nach dem Börsencrash 2000/2001 sehr oft als dramatisch
überhöht galten.
Ergebnis eines Unternehmens - und zwar das, was nach Kosten, Steuern und Zinsen unterm
Strich wirklich übrig blieb.
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