
WAP goes GPRS das
mobile Web bekommt Nachhilfe
GPRS soll das Internet auf dem Handy schneller machen.
Die fünffache Datengeschwindigkeit wie bisher im GSM-Modus möglich
soll die neue Technik erreichen. Doch wer schneidet im Prüfungsfach "Mobilsurfen"
wirklich besser ab: ein WAP-Handy wie das Nokia 6210, das sich per konventionellem
Datenfunk in den WAP-Dienst einwählt? Oder ein GPRS-Handy, wie das Motorola
Timeport 260, das permanent mit dem Internet verbunden ist? Wir haben die beiden
einer Prüfung unterzogen ...
Aufgabe Nummer 1: Die Konfiguration
Die Einstellungen für den WAP-Betrieb sind zwar kompliziert.
Meist sind jedoch alle notwendigen Daten im Handy eingestellt - das gilt für
konventionelle WAP-Handys genauso wie für die neuen GPRS-Modelle. Braucht
man doch mal Hilfe, findet man die Anleitung auf den Internet-Seiten der Netzbetreiber.
GPRS ist sogar etwas einfacher zu konfigurieren, denn es müssen weniger
Daten eingegeben werden. Punktvorsprung für den GPRS-Prüfling von
Motorola.
Aufgabe Nummer 2: Wo lassen sich beide Dienste nutzen
Der GPRS-Ausbau ist noch in vollem Gange. D1, D2 und Viag, die bereits vor
der CeBIT gestartet waren, geben jeweils etwa 80 Prozent Abdeckung an. E-Plus
zieht jetzt nach und beabsichtigt im ersten Schritt etwa dieselbe Flächendeckung.
In Großstädten ist der neue Standard schon fast überall verfügbar,
nur auf dem flachen Land sieht es schlechter aus. Anders beim konventionellen
WAP-Datenfunk. Er funktioniert überall da, wo überhaupt ein Mobilfunknetz
zu empfangen ist, selbst im kleinsten Dorf. Allerdings: GPRS-Teilnehmer können
auf den WAP-Betrieb mit normaler Daten-Einwahl umschalten. So sind auch sie
auf dem Land nicht vom mobilen Internet abgeschnitten.
Aufgabe Nummer 3: Wie lang dauert die Einwahl in den WAP-Dienst
Hier verspricht GPRS deutliche Vorteile. Schließlich
soll der Streber doch permanent mit dem Internet verbunden sein. Allerdings
ist der erste Verbindungsaufbau fast langsamer als beim normalen WAP-Handy.
Erst wer mehrmals am Tag WAP-Seiten aufruft, profitiert vom neuen Dienst. Während
das klassische WAP-Handy nach einigen Minuten die Verbindung beendet, bleibt
das GPRS-Modell online.
Aufgabe Nummer 4: Seiten aus dem Netz abrufen
Zunächst wird die Bahnauskunft abgerufen: Ergebnis:
Beide Prüflinge liegen noch gleichauf. Der Geschwindigkeitsvorteil tritt
nur dort in Erscheinung, wo die Netztechnik gut ausgebaut ist. Vergleiche in
mehreren Städten haben gezeigt, dass GPRS nicht überall gleich schnell
ist. Eine halbe Stunde später soll die Wettervorhersage aufgerufen werden.
Während das Nokia erneut eine Verbindung aufbauen muss, kann das Motorola-Handy
gleich Kontakt mit dem Server aufnehmen. Jetzt zeigt sich also deutlich, was
"Instant-on" bei GPRS bedeutet. Derselbe Vorsprung zeigt sich auch
beim Abruf der aktuellen Börsenkurse, wieder eine halbe Stunde später.
Aufgabe Nummer 5: Kostenvergleich
Etwa sieben Minuten waren beide Handys für sämtliche
Seitenabrufe online. Beim klassischen WAP-Zugang mit Minutenpreis kostet dieser
Spaß DM 2,73. Anders bei GPRS: Hier wird nach der Datenmenge bezahlt.
Während des Praxistests sind ungefähr 48 Kilobyte vom Server aufs
Handy gefunkt worden. Das kostet, je nach GPRS-WAP-Tarif, zwischen 0,45 und
DM 3,45. Bei einigen Anbietern, etwa Viag Interkom, bezahlen GPRS-Teilnehmer
eine feste Gebühr pro abgerufener WAP-Seite. Macht bei 18 Seiten im Test
DM 1,62. Auf der Kostenseite kann GPRS auftrumpfen - wenn man nicht gerade einen
ungünstigen Tarif wie "D1-GPRS-Eco" hat.
Fazit
GPRS hat die Prüfung bestanden. Beim gegenwärtigen
Stand der Netztechnik geht das Surfen zwar nicht unbedingt schneller als mit
einem normalen WAP-Handy. Aber wenn die Netzbetreiber ihre Hausaufgaben machen,
und weiter in die Technik investieren, dürfte sich dieses Problem in den
nächsten Monaten lösen. Und was die Gebühren angeht ist GPRS
schon heute Klassenprimus.
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