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Seit Jahrzehnten sucht die Industrie nach alternative Energiequellen. Nicht nur die Automobilhersteller scheinen dabei ihrem Ziel immer näher zu kommen. Die Bedeutung von Wasserstoff als günstige Alternative nimmt auch in der Computerbranche zu. Denn wer künftig Internet und Multimedia mobil einsetzen will, braucht vor allem eine zuverlässige Stromversorgung. Der Prototyp einer Mikrobrennstoffzelle für einen Camcorder wurde gerade hinter den Fenstern des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg entwickelt.
Eine Brennstoffzelle erzeugt Strom durch die Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff mit elektrischen Wirkungsgraden von über 50%. Die Emissionen einer Brennstoffzelle bestehen nur aus gasförmigem Wasser und Luft. Als Brennstoff kann neben reinem Wasserstoff auch flüssiges Methanol eingesetzt werden. Ein Laptop, dessen Akku heute nach drei Stunden nachgeladen werden muss, könnte mit einer Brennstoffzelle zehn Stunden lang arbeiten. Nach dieser Zeit müssten lediglich die Wasserstoffpatronen erneuert werden.
Die Mikrobrennstoffzelle soll künftig Akkus ersetzen und tragbare Geräte
mit Energie versorgen mindestens so lange wie ein heutiger Lithium-Ionen-Akku,
aber ohne zeitraubende Ladezeiten. Einfach die leere Zelle tauschen oder sekundenschnell
auftanken.
Aufgrund ihres flexiblen Aufbaus eignet sich die Miniaturbrennstoffzelle für
Geräte unterschiedlichster Größe. Im Gegensatz zu den herkömmlichen
Akkus gibt es keine Probleme mit Memory-Effekt noch mit Selbstentladung. Außerdem
gehört Wasserstoff zu den umweltverträglichsten Brennstoffen, da er
nur Wasserdampf, aber keinerlei Schadstoffemissionen freisetzt.
Doch Wasserstoff ist als hochexplosives Gas bekannt. Welches Unfallpotential
steckt dahinter?
Dipl.-Ing. Ulf Groos, Fraunhoferinstitut, erklärt: 'Der Wasserstoff
in den portablen Systemen ist in Metallhydridspeichern sehr sicher gespeichert.
Man sollte damit natürlich ähnlich wie mit Batterien vorsichtig umgehen,
aber sie brauchen keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.'
Die Brennstoffzelle soll sich ähnlich wie ein Feuerzeug über eine
Kartusche beliebig oft nachfüllen lassen. Brennstoffzellen weisen nach
heutigen Erkenntnissen keine Verschleiß- oder Abnutzungserscheinungen
auf und es kann von einer sehr hohen Lebensdauer ausgegangen werden.
Ein Nachteil ist jedoch ihr Gewicht. Der Camcorder wird etwa um 1/4 schwerer.
Technisch spricht vieles für die neue Energieversorgung - trotzdem wird es vermutlich noch 3 bis 5 Jahre dauern, bis die Mikrobrennstoffzelle zum Einsatz kommt. Dipl.-Ing. Ulf Groos, Fraunhoferinstitut, meint: 'Technisch gibt es noch einige Probleme. Das sind Fragen der Betriebsführung: Wie bekommen sie das Wasser aus der Zelle raus und wie führen sie die Wärme konsequent ab?' Bei Handys muss man bedenken, dass diese Geräte sehr klein werden müssen. Daher ist gerade bei Mobiltelefonen noch ein erheblicher Entwicklungsaufwand notwendig, bis auch bei ihnen Brennstoffzellen zum Zuge kommen. Noch gibt die Computerbranche keine Auskünfte, wann mit den ersten Geräten mit Mikrobrennstoffzellenversorgung zu rechnen ist.
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