![]() |
Nun ist es endgültig: Zum Starttermin des neuen Betriebssystems im Oktober wird es zwei Client-Versionen geben: Die Windows XP Home Edition für private Anwender und Windows XP Professional für Business-User. Optisch lassen sich die beiden Varianten nicht mehr unterscheiden. Auch die einfache Bedienung der XP-Familie ist einheitlich. Zudem verfügen beide Systeme über den gleichen, leistungsfähigen und stabilen Kernel, der auf Windows 2000 aufbaut. Wo also liegen die Unterschiede? Erstens im Vertriebskonzept. So ist ein Update auf die Home Edition nur von Windows 9x oder Me möglich. Die teurere Professional-Lizenz wird dagegen als Upgrade auf NT4- und Windows 2000-Arbeitsplätze vermarktet. Die genauen Endverkaufspreise stehen noch nicht fest.
Der Preisvorteil der Spar-Version ist mit dem Verzicht auf einige Programme verbunden. So fehlen in der Home Edition die aus Windows 98 bekannten Faxanwendungen. Nicht tragisch, denn brauchbare Faxprogramme liegen heute jedem Modem bei. Ärgerlicher ist schon der Verlust der Systemwiederherstellung. In Windows Me restauriert das praktische Hilfsprogramm den letzten funktionierenden Systemzustand, wenn es einmal Probleme gibt. Nutzer der XP Home Edition müssen darauf verzichten zumindest in der jetzigen Beta-Version. Ebenso gestrichen wurde das Sicherungsprogramm. Mit der Home Edition lassen sich keine Backups auf DAT-Streamer herstellen. Bei den heutigen Festplattengrößen sind die meist teuren Sicherungsgeräte für Privatanwender aber ohnehin uninteressant.
Zweiter wesentlicher Unterschied: die Netzwerk-Fähigkeiten. Mit der Home Edition lassen sich Computer problemlos über Arbeitsgruppen zu einem Heimnetzwerk verbinden. Für den Anschluss an ein serverbasiertes Netzwerk mit Domäne ist allerdings die Profi-Version nötig. Privat-Anwender müssen auch ohne individuelle Freigaben leben. Nur in der Profi-Version kann der Benutzer entscheiden, auf welche Festplatten oder Drucker seine Kollegen zugreifen dürfen. Im Multiuser-Betrieb bietet die Home Edition nur zwei Kontotypen für verschiedene Benutzer, bei XP Professional sind es drei. Über die Kontotypen werden die Userrechte auf einem PC gesteuert, also ob Änderungen am System oder Programminstallationen möglich sind.
Die Computerverwaltung ist in der Home Edition ebenfalls abgespeckt: Den Internetdienste-Manager zur Verwaltung und Organisation von Internet-Informationsdiensten werden private Anwender kaum vermissen. Eher schon die fehlenden Sicherheitsfunktionen. Nur Administratoren der Professional-Version können lokale Richtlinien für die Länge von Kennwörtern und deren Gültigkeit festlegen - oder angeben, nach wie viel falschen Anmeldungen der PC gesperrt wird. Zudem fehlen der Home Edition die Überwachungseinrichtungen, über die bei XP Professional festgestellt werden kann, wer, wann, welche Programme gestartet oder Daten bearbeitet hat.
Das waren aber auch schon die funktionellen Unterschiede zwischen den neuen XP-Versionen. Nach weiteren Abweichungen muss man wirklich tief graben: So gibt es die Funktionen zum Anlegen von Offline-Ordnern und -Dateien für den Fall eines Server-Ausfalls nur bei XP Professional. Und auch nur Profis können ihre Daten durch die NTFS-Dateiverschlüsselung wirkungsvoll schützen. Außerdem fehlen Netzwerk-Funktionen wie das Desktop Roaming oder der Terminal Client Service. Doch diese Profi-Features sind für Privatanwender ohnehin uninteressant.
Die beiden Desktop-Versionen Windows XP Home Edition und Professional sind
sich in der Technologie und Bedienung ähnlicher als je zuvor. Privatanwender
oder Betreiber kleiner Firmennetzwerke ohne zentralen Server können mit
der Home Edition - ohne Abstriche bei der Stabilität und Zuverlässigkeit
- also richtig Geld sparen. Vom Ersparten können die fehlenden Programme
der Home-Variante locker nachgekauft werden. Firmen mit einem Server-Netzwerk
und Anwender mit höherem Sicherheitsansprüchen kommen dagegen an Windows
XP Professional nicht vorbei. Für den reinen Serverbetrieb stellt sich
diese Frage ohnehin nicht. Dafür wird es voraussichtlich bis zu fünf
neue Serverversionen geben.
![]() |