Als Karmapa drei Jahre alt war, traf er mit Ratnabhadra zusammen und erhielt von diesem die gesamte Kagyü-Übertragung. Schon im Alter von sechs Jahren verfaßte er viele Vajrayana-Rituale. Während dieser Zeit kam der dritte Shamarpa, Chöpal Yeshe, zu Besuch nach Karma Gön. Er inthronisierte Karmapa und gab ihm Belehrungen zur Kagyü-Praxis.
Tongwa Dönden wurde im Alter von neun Jahren von Khenchen Sönam Zangpo im Kloster Wokar Tashi Tang ordiniert. Er verbrachte sein ganzes Lebens damit, durch Tibet zu reisen und Dharma zu lehren. Darüberhinaus baute und renovierte er zahlreiche Klöster und Tempel.
Pengar Jampal Sangpo und der erste Gyaltsab, Goshir Paljor Döndrub, zählten zu seinen wichtigsten Schülern. Sie wurden beide zu seinen Linienhaltern und zu Hauptlehrern des siebten Karmapa, Tschödrag Gyamtso.
Im Alter von zwanzig Jahren wurde er von Tsalmig Samten Sangpo ordiniert. Er studierte den gesamten Sutrayana und Vajrayana mit dem bekannten Gelehrten Rongtön und erhielt vom sechsten Karmapa, Tongwa Dönden, vier Jahre hindurch die »Sechs Lehren Naropas«.
Jampal Sangpo erlangte vollkommene Verwirklichung der letztendlichen Bedeutung der Kagyü-Lehren. Er war ein Meister mit hervorragenden Qualitäten und wurde der Lehrer des siebten Karmapa, Tschödrag Gyamtso.
Tschö Paljor, ein Schüler des sechsten Karmapa und das Oberhaupt von Nyewo Ngarteng, eines der kleineren Klöster Karmapas in der Gegend von Kyilha, hatte geträumt, daß sein Guru in Kyilha wiedergeboren war.
Er fand das kleine Kind, das zu diesem Zeitpunkt erst sieben Tage alt war. Um sicherzustellen, daß das Kind die authentische Reinkarnation ist, hatte er Dinge aus dem Besitz des sechsten Karmapa mitgebracht. Er wollte sehen, ob das Kind sie erkennen würde. Das Kind war dazu ohne zu zögern in der Lage und legte seine Hand auf den Kopf von Tschö Paljor um ihn zu segnen.
Im Alter von nur zwei Jahren wurde Karmapa nach Arik Thang gebracht, einem Platz, wo sein Vorgänger gelehrt hatte und wo man einen Thron-ähnlichen Sitz aus Steinplatten aufbewahrt hatte. Karmapa gab dort Segen an über 10000 Menschen, die für diese Gelegenheit zusammengekommen waren. Als er vier Jahre alt war, erhielt er eine Reihe von Ermächtigungen von Goshir Paljor Döndrub, und mit acht ging er nach Karma Gön. Dort erhielt er die Karma-Kagyü-Lehren von sowohl Pengar Jampal Sangpo als auch Goshir Paljor Döndrub.
Da Karmapa an viele Orte eingeladen wurde, begann er zu reisen. Er gab Belehrungen und Ermächtigungen an Tausende von Menschen und verfaßte viele Texte und Abhandlungen. Tschödrag Gyamtso verbrachte sein gnazes Leben damit, mit einem großen Gefolge von Schülern von Ort zu Ort zu ziehen. Tausende von Menschen führten ein Nomadenleben in Zelten, indem sie ihrem Guru Karmapa folgten und Belehrungen erhielten. Alle mußten sich an das von Karmapa aufgestellte strenge Studien- und Meditationsprogramm halten.
Bei Nyiro Dong Tse traf er den vierten Shamarpa, Tschökyi Tragpa, dem er die Lehren der Linie übertrug.
Unter seinen Schülern war es Denma Drubchen Tashi Paljor, der sein Linienhalter wurde. Karmapa Tschödrag Gyamtso starb mit 52 Jahren.
Im Alter von acht Jahren wurde er von Pengar Jampal Sangpo ordiniert und studierte von neun bis sechzehn Jahren mit dem Gelehrten Sangye Pal die Sutras.
Der Gedanke, daß es, um die Erleuchtung zu erlangen eines außergewöhnlichen Lehrers bedarf, führte ihn dazu, wieder zu Karmapa zurückzukehren. Über sieben Jahre hin bekam er Belehrungen von diesem. Da ihm klar war, daß man Freiheit von Samsara nur erreichen kann, wenn man die Lehren in Praxis umsetzt, folgte er dem Lebensbeispiel Milarepas. Er verbrachte 20 Jahre in Zurückziehung in den Bergen, erlangte Realisation und wurde der Guru des achten Karmapa, Mikyö Dorje.
Karmapas Vater ging zu Situ Tashi Namgyal, der in der Nähe war, und erzählte ihm von seinem neugeborenen Sohn. Situpa sagte, daß er sich fast sicher sei, daß es sich bei dem Jungen um die Karmapa-Reinkarnation handle. Er sagte dem Vater, er solle das im Geist halten und entsprechend für das Kind sorgen.
Ungefähr zur gleichen Zeit erklärte die Amdo-Familie aus Kongpo in Zentraltibet, daß ihr Sohn die Wiedergeburt von Karmapa sei. Auf die Bitte vieler Leute hin kümmerte Gyaltsap Tashi Namgyal sich um das Kind.
Die in Ngamchu geborene Karmapa-Reinkarnation wurde in die Provinzen Riwo Che und Lho Rong, wo sich viele der früheren Schüler Karmapas aufhielten, gebracht. Sie waren davon überzeugt, daß das Kind in ihrer Obhut die wahre Wiedergeburt war.
Da die beiden Parteien sich nicht einigen konnten, kam es zu erheblichen Problemen. Gyaltsap ließ beide Kinder zusammenbringen, um zu bestimmen, wer der wahre Karmapa sei. In einer solchen Situation wird traditionell geprüft, ob die Kandidaten in der Lage sind, Besitztümer ihres Vorgängers aus einem Stapel von Sachen herauszusuchen. Dieser Stapel besteht aus einer Mischung von Dingen die dem Vorgänger gehörten und anderen Objekten.
Das Kind aus Ngam Chu war dazu in der Lage, wohingegen das andere Kind versagte. So wurde festgestellt, wer die echte Wiedergeburt war. Der junge Karmapa verkündete, daß der andere Kandidat die Reinkarnation von Surmang Chungtsang aus dem Surmang-Kloster in Osttibet sei.
Der achte Karmapa erhielt alle Kagyü-Lehren von Denma Drubchen Tashi Paljor. Er studierte und praktizierte auch unter der Leitung vieler anderer Meister. Viele Kloster-Kollegien wurden von ihm gegründet und er verfaßte eine Vielzahl bekannter philosophischer Abhandlungen.
Die innersten Lehren der Kagyü-Linie gab er an den fünften Shamarpa, Köntschog Yenlag, der der nächste Linienhalter wurde. Mikyö Dorje starb mit 47 Jahren.
Kyamo Nangso Chokyong Tashi war ein Anhänger des letzten Karmapa, und ihm war von diesem gesagt worden, daß er dem nächsten Karmapa dienen werde. So ging er nach Treshod, um das Kind zu sehen und brachte es ins Kloster Kyamo Lhundrub Tse.
Der Ruhm des Kindes verbreitete sich schnell und erreichte Shamar Könchog Yenlag und Situ Tschökyi Gocha. Beide stellten fest, daß das Kind die Wiedergeburt Karmapas war. Situpa reiste zu ihm und opferte ihm die Langlebens-Ermächtigung des Amitayus, des »Buddha des langen Lebens«.
Shamarpa traf den neuen Karmapa an einem Platz namens Lhundrub Tse. Er gab dem Jungen die Zufluchtsgelübde und ausführliche Belehrungen. Von Shamar Köntschog Yenlag erhielt Karmapa Wangtschuk Dorje alle Kagyü-Lehren.
Karmapa reiste überall in Tibet, lehrte Dharma und trat ab und zu in verschiedenen Teilen des Landes als Vermittler bei Unruhen auf. Er verbesserte auch die Lebensumstände vieler Leute und galt als Oberhaupt Tibets.
Der neunte Karmapa fand die Wiedergeburt Shamarpas, Tschökyi Wangtchuk, der sein Hauptschüler und nächster Linienhalter wurde. Wangtschuk Dorje starb im Alter von 47 Jahren.
Tschökyi Wangtschuk wurde der Guru des »Desi Tsangpa«, des Herrschers von Zentraltibet, und lehrte überall in diesem Gebiet. Während einer Reise in Osttibet erkannte er den zehnten Karmapa, Tschöying Dorje und wurde sein Guru. Zu dieser Zeit gab es in diesem Teil des Landes Unruhen und Tschökyi Wangtschuk war sehr erfolgreich als Vermittler, so daß es zu friedvollen Lösungen der Konflikte kam. Seine Reisen führten ihn auch nach Nepal, wo er den Buddhismus in seiner ursprünglichen, klassischen Sprache Sanskrit dem König Laxman Naran Singh und alle, die Interesse und Hingabe zeigten, lehrte.
Tschökyi Wangtschuk starb in den Helampur-Bergen in Nepal, in der Nähe einer Höhle, wo Tibets großer Yogi Milarepa meditiert hatte.
Er reiste durch Nepal und Burma nach Yunnan in China, und baute in den Gebieten auf seiner Reiseroute viele Klöster. Nach zwanzig Jahren im Exil konnte er wieder nach Tibet zurückkehren.
Karmapa Tschöying Dorje fand und inthronisierte den siebten Shamarpa, Yeshe Nyingpo, und übertrug ihm alle Kagyü-Lehren. Im Alter von 70 Jahren starb Karmapa Tschöying Dorje.
Shamarpa übertrug ihm die Kagyü-Lehren. Von Yöngay Mingyur Dorje und Taksham Nuden Dorje empfing er die auf den indischen Meister Padmasambhava zurückgehenden Terchö-Belehrungen. Den Schriften zufolge hatte Padmasambhava prophezeit, daß der elfte Karmapa der Halter bestimmter Terchö-Linien sein werde.
Karmapa fand und erkannte den achten Shamarpa, Palchen Tschökyi Döndrub, der sein Hauptschüler und der nächste Linienhalter wurde. Karmapa Yeshe Dorje starb mit 27 Jahren.
Tschökyi Döndrub seinerseits fand den zwölften Karmapa, Tschangchub Dorje, und wurde dessen Guru. Beide reisten und lehrten sehr viel in Nepal, Sikkim, Bhutan, Indien und China. Der zwölfte Karmapa und der achte Shamarpa starben beide im Abstand von nur einem Tag in China.
Situ Tschökyi Jungne sagt in seiner Autobiographie »Der klare Kristallspiegel« (Seite 32, Zeile 3 in der Ausgabe von Dr. Lokesh Chandra), daß die Karmapas und die Shamarpas den gleichen Status haben. Er sagt weiterhin, daß sich dies durch die Tatsache zeigt, daß ihre Thron-ähnlichen Sitze die gleiche Höhe haben.
Karmapa und Shamarpa übertrugen all die Kagyü-Lehren an den achten Situpa und ernannten ihn zum nächsten Linienhalter.
Der zwölfte Karmapa und der achte Shamarpa trafen Situ Tschökyi Jungne in Osttibet, auf ihrem Weg nach China im Jahre 1735. Sie sagten Situpa, daß sie nicht nach Tibet zurückkehren würden und gaben ihm Anweisungen, um die Verantwortung für die Karma-Kagyü-Linie zu übernehmen, bis ihre Wiedergeburten gefunden seien.
Als Situ Tschökyi Jungne vom Tod Karmapas und Shamarpas in China hörte, begann er die Suche nach ihren Reinkarnationen. Mit Hilfe des Nyingma-Meisters Kato Rigdzin Tsewang Norbu, fand er den 13. Karmapa, Düdul Dorje, und den neunten Shamarpa, Geway Jungne. Er inthronisierte Karmapa und war als Linienhalter in der Lage, ihm den ganzen Umfang der Kagyü-Lehren zu übertragen. Shamarpa lebte jedoch nur acht Jahre lang.
Später erkannten Karmapa, Situpa und Kato Rigdzin Tsewang Norbu einen jüngeren Bruder des vierten Panchen Lama, Palden Yeshe, als die Wiedergeburt Shamarpas. Der siebte Gyaltsab Rinpoche hatte jedoch bereits den Sohn der reichen Familie Ger Namsayling als die Wiedergeburt anerkannt. Viele Mönche von Shamarpas Sitz in Tibet, dem Kloster Yangpachen, unterstützten ihn darin.
Die Kontroverse wurde vor Gericht gebracht und es wurde dort festgestellt, daß Karmapa, Situpa und Kato Rigdzin Tsewang Norbu die authentische Wiedergeburt gefunden hatten. Shamarpa wurde wieder eingesetzt und empfing Belehrungen von Karmapa und Situpa.
Zu dieser Zeit wurde Tibet vom siebten Dalai Lama, Kalsang Gyamtso, und seinem Hauptminister Sönam Topgyal regiert. Sie wollten durchsetzen, daß alle Regierungsbeamten Gelugpas sein sollten und erließen eine entsprechende Anordnung. Zuvor war es auch Beamten anderer Traditionen erlaubt, in der Regierungsverwaltung zu arbeiten. Durch diese politische Entscheidung wurde es nötig, für die Anerkennung der neuen Karmapa-Inkarnation das Bestätigungs-Siegel des Dalai Lama zu erbitten. Es war eine rein politische Angelegenheit, die durch das Sektierertum jener Zeit zustande kam.
Als Karmapa fünf Jahre alt war, wurde er zum Kloster Tsurphu gebracht. Im Alter von zwölf Jahren empfing er alle Kagyü-Lehren von Situ Tschökyi Jungne und dem sechsten Kyabgön Druktchen, Kagyü Trinle Shingta. Er bekam auch Nyingma-Belehrungen von Rigdzin Tsewang Norbu.
Später entstanden Probleme im Zusammenhang mit der Wiedergeburt Shamarpas, da Gyaltsab Rinpoche behauptete, daß der Sohn der bekannten Familie Ger Namsay Ling die Wiedergeburt sei; Karmapa und Situpa erklärten jedoch den jüngeren Bruder des Panchen Lama zur Shamarpa-Reinkarnation. Nach einer Reihe von Problemen wurde die Angelegenheit geklärt. Es wurde festgestellt, daß Gyaltsap Rinpoche nicht die echte Wiedergeburt gefunden hatte. So erkannten Karmapa und Situpa zusammen den zehnten Shamarpa, Mipham Chödrub Gyamtso, an. Er wurde ein Hauptschüler von beiden.
Düdül Dorje fand auch den neunten Situpa, Pema Nyinche Wangpo, und erkannte ihn an. Sowohl der zehnte Shamarpa als auch der neunte Situpa waren enge Schüler Karmapas und wurden beide Linienhalter. Karmapa Düdül Dorje starb im Alter von 64 Jahren.
Der zehnte Shamarpa, Tschödrub Gyamtso, und der siebte Pawo, Tsuglag Gawa, erkannten Pema Nyinche Wangpo als die Reinkarnation von Situ Tschökyi Jungne. Shamarpa setzte ihn ein und inthronisierte ihn.
Pema Nyinche Wangpo studierte mit vielen Meistern seiner Zeit. Seine Hauptlehrer waren der 13. Karmapa, Düdül Dorje, und der zehnte Shamarpa, Tschödrub Gyamtso.
Situpa erbaute viele Retreatzentren, wo er ausführlich lehrte. In dieser Weise trug er zur Verbreitung der Kagyü-Meditations-Praktiken bei. Er war der Guru des 14. Karmapa, Thegtschog Dorje, und von Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye.
Karmapa empfing Ordination von Druktschen Künzig Tschökyi Nangwa und Situ Pema Nyingche Wangpo. Von diesen beiden Meistern erhielt er auch alle Kagyü-Belehrungen. Auch Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye, ein naher Schüler, gab Karmapa Belehrungen, da er die seltenen Terchö-Belehrungen erhalten hatte, die Thegchog Dorje zuvor nicht bekommen konnte.
Karmapa reiste überall in Tibet und verbreitete die Kagyü-Lehren. Er fand und identifizierte den zehnten Situpa, Pema Künsang. Die essentiellsten Kagyü-Lehren gab er an Jamgön Lodrö Thaye, der der nächste Linienhalter wurde. Thegtschog Dorje starb mit 60 Jahren.
Im Samadhirajasutra hatte der Buddha das Erscheinen von Lodrö Thaye prophezeit. Es steht geschrieben, daß der Buddha von ihm als einem herausragendem Individuum, das vielen Wesen wirklich nützen werde, sprach. Auch in vielen von Padmasambhavas Termas (Geheime Lehren, die versteckt wurden, um später von seinen Schülern gefunden zu werden) wurde sein Kommen vorhergesagt.
Lodrö Thaye war der Guru des 15. Karmapa, Khakyab Dorje, dem er die Kagyü-Linie und ihre Belehrungen übertrug. Lodrö Thaye starb im Alter von 87 Jahren.
Karmapa erhielt von Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye den ganzen Umfang der Kagyü-Lehren, und studierte mit Khenchen Tashi Öser und vielen anderen. Er reiste durch ganz Tibet, lehrte und gab Ermächtigungen.
Khakyab Dorje erkannte die Wiedergeburt des Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye und des Situpa. Bei ihren jeweiligen Inthronisationen leitete er die Rituale. Khakyab Dorje war ein verheirateter Meister und hatte drei Söhne, unter ihnen der zweite Jamgön Rinpoche und der zwölfte Shamarpa, Jamyang Rinpoche.
Karmapa ließ viele Schriften, die selten und schwer zu bekommen waren, neu drucken. Seine engsten Schüler waren Situ Pema Wangchog Gyalpo, Jamgön Palden Khyentse Öser und Beru Khyentse Lodrö Misay Jampay Gocha. Im Alter von 51 Jahren starb Khakyab Dorje.
Situpa wurde ein großer Gelehrter, studierte mit vielen Meistern seiner Zeit und lehrte ausführlich überall in Tibet. Er fand und inthronisierte den 16. Karmapa, Rangjung Rigpe Dorje, und übernahm die Verantwortung für dessen Erziehung.
Palden Khyentse Öser übertrug dem 16. Karmapa, Rangjung Rigpe Dorje, die essentiellsten Lehren und wurde so zu einem Linienhalter der »Goldenen Kagyü-Linie«. Er starb mit 49 Jahren.
Jampal Tsültrim, dem Diener seines Vorgängers, war der Brief mit den Angaben zu Geburtsort, Eltern etc der Wiedergeburt anvertraut worden. Jampal Tsültrim gab diesen Brief an die Verwaltung des Klosters Tsurphu. Diese bat Beru Khyentse, Situpa und Jamgön Rinpoche, einige unklare Punkte aufzuklären. Es wurde ein Suchtrupp losgeschickt, der die Reinkarnation fand. Der junge Karmapa wurde zum Kloster Palpung gebracht, wo er von Situ Pema Wangtschog Belehrungen, Ordination und das Bodhisattvagelübde erhielt. Beru Khyentse gab ihm Belehrungen über Tantras. Die Sutras studierte er mit Bo Kangkar Rinpoche. Jamgön Kongtrul Khyentse Öser lehrte ihm die Sechs Yogas des Naropa und Mahamudra. Die Hauptlehrer des 16. Karmapa waren Situ Pema Wangtschog und Jamgön Khyentse Öser.
Karmapa reiste und lehrte überall in Tibet. Als 1950 die chinesische Armee die Kontrolle über Tibet übernahm, reisten der Dalai Lama und andere Regierungsbeamte für Gespräche nach Peking. Der 16. Karmapa und viele andere große Lamas begleiteten sie, um sich an den Gesprächen, die einige gute Ergebnisse für die Tibeter brachten, zu beteiligen. 1959 jedoch annektierten die Chinesen Tibet und Karmapa floh nach Indien. Er ließ sich in Sikkim nieder, wo der König Tashi Namgyal ihm Land für den Bau des Klosters Rumtek schenkte. Auf Einladung des Königs Jigme Dorje Wangchug, reiste Karmapa auch nach Bhutan. Nach einer Ladakh-Reise, wo Karmapa in verschiedenen Klöstern Belehrungen gab, ging er auf Pilgerreise zu den heiligen Stellen in Indien und Nepal.
1974 machte er seine erste große Auslandsreise. Überall auf der Welt wurden Dharma-Zentren gegründet. Karmapa verbreitete die buddhistischen Lehren und hatte eine große Anzahl Schüler. Er starb im Alter von 57 Jahren.
Nachtrag:
In der Biographie von Chokyur Lingpa, einem Nyingma-Meister und Tertön (jemand, der die versteckten Belehrungen von Guru Rinpoche findet) steht geschrieben, daß es zwischen der 14. und der 15. inthronisierten Karmapa-Inkarnation eine Wiedergeburt geben werde, die nicht lebe, um ein Thronhalter zu werden.
Sie wurde nur zwei Jahre alt, und war in einer dem 14. Karmapa nahestehenden Familie geboren worden. Wenn man diese Wiedergeburt mitzählt, dann war Khakyab Dorje der 16. Karmapa und Rangjung Rigpe Dorje der 17. Karmapa.
Dies erklärt auch die Prophezeiung des fünften Karmapa, Deshin Shegpa, daß zwischen dem Ende des Lebens des 16. Karmapa und zu Beginn des Lebens des 17. Karmapa die buddhistischen Lehren in Tibet niedergehen werden. Es heißt dort, daß in dieser Zeit die Menschen Chinas sich gegen ihren Kaiser erheben werden, daß seine Familienlinie zu Ende gehen wird, daß die Menschen Chinas Tibet einnehmen und besetzen werden, sowie daß beide Länder leiden und verarmen werden.
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