Geschichtlicher Hintergrund
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Geschichtlicher HintergrundDer historische Buddha, Buddha Shakyamuni, lehrte auf verschiedenen Ebenen, um auf die unterschiedlichen Fähigkeiten seiner Schüler einzugehen. Alle seine Lehren sind jedoch in sogenannten Sutra- und Tantra-Wegen zusammengefaßt. Buddha selbst lehrte nur mündlich. Seine Schüler begannen allerdings bald damit, die Lehren niederzuschreiben, um sie in ihrer ursprünglichen Form weiterzugeben. Darüberhinaus verfaßten buddhistische Meister eine große Anzahl von Werken, in denen sie die Bedeutung der Lehre Buddhas weiter verdeutlichten. Der Schwerpunkt lag immer auf einer authentischen und genauen Weitergabe der Lehren, da dies für die buddhistische Praxis von großer Bedeutung ist. Über die Jahrhunderte hinweg entwickelten sich dann verschiedene Übertragungslinien mit den ihnen jeweils zueigenen besonderen Merkmalen.Der Buddhismus Tibets umfaßt die Gesamtheit dieser buddhistischen Lehren, die in Indien ihren Ursprung hatten. Dank der großartigen Zusammenarbeit von tibetischen Übersetzern und den buddhistischen Meistern Indiens konnte die gesamte Sammlung buddhistischer Lehren in das Tibetische übertragen werden. Auf dieser Grundlage blühte der Buddhismus in Tibet bis ins 20. Jahrhundert. Die Entwicklung der verschiedenen buddhistischen Traditionen Tibets sollte dabei in ihrem geschichtlichen Zusammenhang betrachtet werden: Im 8. Jahrhundert lud Trisong Detsen, der damalige König Tibets, zwei buddhistische Meister –Guru Rinpoche und Shantarakshita – nach Tibet ein. In seinem Auftrag sollten sie in Tibet Buddhismus lehren. Gleichzeitig veranlaßte dieser König die Übersetzung wichtiger buddhistischer Werke in das Tibetische. Diese erste Lehr- und Übersetzungsaktivität entwickelte sich in die Nyingma-Tradition, die »Alte Tradition«; die Lehren der Nyingma-Schule beruhen auf jenen Werken, die durch diese erste Übersetzungsperiode in Tibet bekannt wurden. Im 11. Jahrhundert begann eine zweite große Übersetzungsphase, die einerseits das Überarbeiten der anfänglichen Terminologie und andererseits das Erstellen neuer Übersetzungen umfaßte. Jene Traditionen, die ihre Übertragungen auf diese Übersetzungsperiode stützen, werden als die Sarma-Traditionen, die »Neuen Traditionen« bezeichnet. Die Kagyü-, Sakya- und Gelug-Schulen sind die bekanntesten unter ihnen. Die Kagyü-Tradition wurde von Marpa, dem Übersetzer (1012-1097), nach Tibet gebracht. Er war spezialisiert auf vier bestimmte Übertragungen, die auf den indischen Siddha Tilopa und andere indische Meister der Mahamudra-Linie zurückgehen. Die Sakya-Tradition wurde von Khön Könchog Gyalpo (1034-1102) gegründet. Er konzentrierte sich auf die Übertragungen, die vom indischen Mahasiddha Virupa gelehrt wurden. Die Gelug- (oder Ganden) Tradition wurde von Tsongkhapa (1357-1419) eingeführt. Er betonte die Lehren der sogenannten Kadampa-Schule, die der indische Meister Atisha (982-1054) nach Tibet gebracht hatte. |
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