Bindu Nr. 7


Skandinavischen Yoga und Meditationsschule - Homepage


Dritter Teil - Ausbildung mit Qualität?

Ein Mann ohne männlichen Mut, eine Frau ohne frauliche Anmut, ein Kind ohne die Einfachheit eines Kindes, ein Säugling ohne die Unschuld eines Säuglings, ein Liebender ohne den Willen zu opfern, ein Anbeter ohne das Ideal von Gott, ein Schenkender ohne große Bescheidenheit sind wie ein König ohne Königreich. ...
Welche Befriedigung liegt in einer nutzlosen Handlung?
Welcher Nutzen liegt in einer sinnlosen Rede?
Welche Freude liegt in einem oberflächlichen Gedanken?
Welches Glück liegt in einem lieblosen Gefühl?
"
(Hazrat Inayat Khan)

Was ist ein Yoga- (und Meditations-) Lehrer? Was ist das Ziel eines Yogalehrers? Was ist ein guter Yogalehrer? Woraus sollte die Ausbildung oder das Training eines Yogalehrers bestehen?

Kann ein Yogalehrer Angst davor haben, auf dem Kopf zu stehen? Kann er Angst haben vor Pranayama (Atemübungen des Yoga) oder Meditation? Nein, natürlich nicht, wenn derjenige selbst diese Dinge benutzt - und gleichzeitig seine Erlebnisse durch wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt bekommt.

Leider können wir nichts gegen Oberflächlichkeit, Angst oder Unwissenheit tun, aber es schadet dem Ruf und der Qualität von Yoga, daß gewisse Ausbildungen oftmals kurz sind und manchmal obendrein mit allem möglichen anderen vermischt werden, was die Innerlichkeit und Konzentration verblassen läßt. Eine Yogalehrerausbildung mit anderem zu vermischen, beansprucht Zeit und Raum und trübt den Blick für die Möglichkeiten, die in der Yogatradition liegen, welche ja trotz allem auf der Erfahrung von Tausenden von Jahren beruht.

Ohne eine feste Grundlage haben unzureichend ausgebildete Lehrer die Tendenz, Yoga zu verwässern, sodaß er kaum wiederzuerkennen ist und nicht länger die gewünschten Wirkungen hat. Sie selbst hören oftmals schon nach wenigen Jahren wieder auf, zu unterrichten.

Einige traurige Beispiele von vielen

„Was man nicht kennt oder nur auf Theorie basiert, daß fürchtet man." (Swami Janakananda)

Wir haben verschiedene Schüler aus Deutschland gehabt, die berichteten, daß ihre ersten Yogalehrer den Kopfstand nicht unterrichteten, und Schreckensgeschichten über Pranayama erzählten.

In Dänemark gibt es einige wenige Yogalehrer, die davon reden „sicheren Yoga" zu unterrichten; sie werben damit, die „gefährlichen" (ihre eigenen Worte) Yogapraktiken nicht zu unterrichten. Einige haben z.B. die Nasenspülung genannt, die heute von vielen praktizierenden Ärzten als Mittel gegen Allergie empfohlen wird und in einer Studie der Medizinischen Hochschule Hannover als „hervorragendes Präventivmittel für Erkältungen" befunden wurde!

Wir haben viele Briefe von Menschen aus den USA bekommen, die verzweifelt sind, weil sie dort, wo sie wohnen, keinen qualifizierten Yogalehrer finden können. Sie fragen uns, ob wir nicht jemanden kennen, der auf ähnliche Weise wie Paramhansa Satyananda und Swami Janakananda unterrichte. Das einzige, was sie finden können, ist ein Gemisch von Yoga-Gymnastik/Aerobics oder Yoga, das man nur ausüben kann, wenn man verschiedene Kissen, Möbel und Geräte hat (siehe auch den Leitartikel Seite 2).

In einer der größten schwedischen Städte haben sich einige unserer Schüler über inkompetenten Unterricht beklagt, den sie früher durch Lehrer erhalten hatten, die offenbar nur eine oberflächliche Ausbildung hatten und weder echte persönliche Praxis noch persönliches Training. Wegen solcher Lehrer waren die Schüler von Yoga enttäuscht worden und hatten das Interesse verloren. Einige von ihnen versuchten es dennoch ein weiteres Mal, kamen zu einem unserer Kurse und entdeckten den Unterschied.

Wie Swami Janakananda es ausdrückt: „Welche Art von Unterricht würdest Du bekommen wollen, wenn Du, sagen wir in 200 Jahren, wiedergeboren werden solltest? Würdest Du nicht wünschen, einen Lehrer zu finden, der den Weg selbst gegangen ist? Würdest Du nicht wünschen, die Essenz von Yoga in seinem Unterricht wiederzuerkennen?"

Franz Jervidalo, einer der erfahrenen Yogalehrer: „Eine Yogalehrerausbildung von 1-4 Monaten wirkt unrealistisch. Welche Art von Hintergrund haben diejenigen, die solch eine Ausbildung besuchen? Wenn sie niemals vorher Yoga ausgeübt haben oder nur ein wenig, so ist dies völlig unzureichend. Und selbst wenn sie eine Menge Erfahrungen mit Yoga haben, so ist die Frage, ob sie in solch kurzer Zeit darauf vorbereitet werden können, andere zu unterrichten. Hat der 'Lehrer', der diese 'Zeugnis-Ausbildung' absolviert, die Möglichkeit, auf die Tradition von Lehrern zurückzugreifen, die vorausgegangen sind, um bei seiner Arbeit Rat von erfahrenen Menschen zu bekommen? Wie werden sie unter schwierigen Bedingungen und in ungünstigen Unterrichtsverhältnissen getestet? Bilden sie dann, als Kompensation zu echter Anleitung, 'Kaffee- oder Teekränzchen', wo begrenzende Angst und Aberglauben wachsen?"

Der kürzlich verstorbene Swami Vishnudevananda in einem offenen Brief an Yogalehrer: „Hier läuft die Tradition des Yoga, eine große spirituelle Tradition, Gefahr, verschmutzt zu werden von kommerziellen Interessen, durch die Personen, die versuchen, Yoga zu vermarkten, indem sie professionelle Yogaverbände gründen... Der 'Dreijährige Kurs' (entwickelt von einem nationalen Verband in Europa) besteht aus zwei Tagen mit fünf Stunden, alle 14 Tage, was zusammengelegt einen Kontakt zwischen Lehrer/Schüler von 360 Stunden in drei Jahren ergibt, wohlgemerkt wenn Schüler und Lehrer zu allen Klassen erscheinen. ... Der Titel 'Dreijähriger Kurs' narrt die Öffentlichkeit, indem er falsche Vorstellungen nahelegt. Tatsächlich finden die Klassen nur jedes zweite Wochenende statt. Dieser aufgesplitterte Unterricht fordert weder das geregelte und disziplinierte Leben des Yoga noch bietet er den angedeuteten professionellen Unterricht, den man im Laufe von drei Jahren an der Universität erhält, wo man täglich hart arbeiten muß, um professionelle Qualifikation zu bekommen. ... Die Haltung solcher Yoga-Verbände läßt sich nur in Richtung von kommerziellem Eigennutz verstehen. Sie gründet nicht auf der Weisheit der Guru-Schüler Überlieferung, der uralten Yogatradition, wo der Schüler den spirituellen Reichtum vom Lehrer ererbt."

Selbst der größte Stein kann gerollt werden, wenn man mit mehreren hebt. Unten sind die Yogalehrer in einer entspannten Pause auf dem Lande in Håå zu sehen.

Es ist unsere Verantwortung, einen hohen Standard in der Yogalehrerausbildung zu halten.

Es geht nicht darum, so viele Yogalehrer wie möglich zu produzieren. Daran kann die Tradition sogar ersticken. Wir können nur hoffen, daß diejenigen, die auf einer zu schwachen Grundlage unterrichten, sei es aus Angst vor dem Unbekannten oder aus Eifersucht auf diejenigen, die weiter gegangen sind, nicht eines schönen Tages den wirklichen Yogis verbieten, eine Tradition fortzusetzen, die unverwässert ist.

Es geht um Qualität und um das Originale, darum was jeder einzelne Yogalehrer in der Lage ist, seinen Schülern zu geben. Dies benötigt nicht allein Fakten, Theorie oder Philosophie, sondern Zeit, Engagement und Geduld.

„Es kommt nicht darauf an, die eigenen Fähigkeiten zu beweisen
sondern darauf, in Kontakt mit sich selbst zu sein
und von sich selbst aus
mit anderen zusammenzusein."
(Swami Janakananda)

Ein guter Yogalehrer ist nicht gut, weil er ehrgeizig oder geschickt ist. Er kennt die Methoden des Yoga aus Erfahrung und hat ein persönliches Training und Wachstum erlebt, das ist durchaus richtig, aber erst das Erkennen der Haltung des Yoga, gibt dem Ganzen Tiefe.

Er hat Selbstvertrauen, sucht aber die Anleitung des Lehrers oder Gurus, um die Illusionen des Lebens zu überkommen - und folgt einer ununterbrochenen Tradition. Er ist auf dem Wege zu Weisheit.

Diese Person hat viele Masken und Rollenspiele fallengelassen. Sie steht „nackt" vor den Schülern, hat sich die psychischen und spirituellen Dimensionen zu eigen gemacht, die notwendig sind, um Yoga und Meditation zu unterrichten und ist ein gutes Medium geworden, mit ausreichender Sensibilität, um die Bedürfnisse von anderen zu erfassen und um sie zu Selbsterkenntnis zu inspirieren, anstatt zu predigen und die Leute mit welcher Mythologie auch immer zu indoktrinieren.

Solch ein Lehrer kann seine Schüler aus Selbstbezogenheit, Depressionen oder vorgefassten Meinungen heraussticheln oder locken - er kann ihnen auf ihrem Weg helfen, indem er Löcher sticht in ihre Luftballons aus Stolz, in ihre Seifenblasen aus Idealismus und Begeisterung.

Niemand ist perfekt - oder vielleicht sind wir es alle in unserer Verschiedenartigkeit - und wir sehen Perfektionismus nicht als ein Ziel an sich, aber je weiter Du selbst gegangen bist, desto weiter kannst Du Deine Schüler führen.

Wenn wir die Yogalehrerausbildung diskutieren, stoßen wir auf ein Dilemma. Auf der einen Seite wollen wir die wunderbaren Werkzeuge des Yoga mit so vielen wie möglich teilen, aber auf der anderen Seite: wie schnell, oberflächlich oder „sicher" darf eine Yogalehrerausbildung sein, bevor sie unverantwortlich wird gegenüber einer tausendjährigen Tradition und der Erfahrung von unzähligen Generationen? In diesem Fall sollte sie etwas anderes genannt werden.

Für die Lehrer der Skandinavischen Yoga und Meditationsschule

OM Tat Sat - Sita