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Text File  |  2023-02-26  |  9KB  |  35 lines

  1.  ¢Bei dieser ⓪berschrift kommt man (ich¢zumindestens) manchmal generell ins¢Zweifeln, ob man bei Atari 
  2. berhaupt¢von einer Marktstrategie sprechen¢kann, denn diese Firma versteht es¢wirklich sehr gut, sich alle User¢durch ihre Marktpolitik zu vergraulen.¢ ¢Fangen wir doch mal ganz von vorne an:¢ ¢Es fing alles so schn an...¢ ¢1972 entscheidet sich Nolan Bushnell,¢ein Elektrotechniker, der kurz vorher¢den ersten elektronischen Spielauto-¢maten der Welt namens "Computer Space"¢baute und damit aber keinen Erfolg¢hatte, eine eigene Firma zu gr
  3. nden.¢ ¢Zusammen mit seinem damaligen Arbeits-¢kollegen Ted Dabney schafft er es,¢500 Dollar zusammenzukratzen. Ihre¢neue Firma sollte einen ungewhnlichen¢Namen haben und so stiessen die beiden¢in einem Wrterbuch auf den Namen¢Syzygy, ein Wort aus der Astronomie¢und sie entschieden sich f
  4. r diesen¢Firmennamen. Als sie die Firma unter¢diesem Namen anmelden wollten, erlebten¢die beiden aber eine bse ⓪berraschung:¢Es gab bereits eine Dachdeckerfirma¢mit diesem Namen. Also mussten sie¢sich f
  5. r einen anderen Namen ent-¢scheiden.¢ ¢Unter Zeitdruck entscheidet sich Nolan¢f
  6. r den Namen "Atari". Dies ist ein¢Ausdruck aus dem japanischen Spiel¢"Go",das er gerne spielt, und heisst¢so viel wie "Ich gewinne bald", also¢ungef♪hr das "Schach" beim Schachspiel.¢Als Firmenlogo w♪hlt er eine Form¢des Fujiyamas (Japans hchster Berg).¢ATARI WAR GEBOREN!¢ ¢Ab sofort ging es erst einmal auf-¢w♪rts. Nolan entwickelt Pong, das¢erste erfolgreiche Videospiel, das¢auf der ganzen Welt einen Riesenerfolg¢hat.¢ ¢Mit dem Geld, das Atari durch Pong¢verdient, beginnt es, sich zu ver-¢grssern. Es werden Kredite aufge-¢nommen, Geb♪ude gemietet, neue Mit-¢arbeiter eingestellt.¢ ¢Im Sommer 1974 kommt dann das erste¢Tief f
  7. r Atari. Es fehlen neue Ideen¢und man hat viel Geld beim Bau von¢Produktionsst♪tten in Japan ver-¢loren.¢ ¢Doch dann kommt die durchschlagende¢Idee: Atari stellt auf einer Spiel-¢warenmesse Anfang 1975 ein Home-Pong¢vor, das an jeden Fernseher zu Hause¢angeschlossen werden konnte!¢Nachdem in den ersten 2 Jahren rund¢150000 Exemplare des Home-Pong ver-¢kauft werden, beginnt Atari mit der¢Entwicklung des VCS (Video Computer¢System), das erste Videospiel mit¢einem richtigen Mikroprozessor und¢Einschubmodulen.¢ ¢1976 kommt jedoch schon wieder ein¢hartes Jahr auf Atari zu, die Finanz-¢lage sieht sehr kritisch aus, es¢fehlt das Geld. Da entscheidet sich¢Nolan Bushnell zu etwas fast undenk-¢baren: Er verkauft die Firma, die er¢mit grosser M
  8. he aufgebaut hat, f
  9. r¢28 Millionen Dollar an Warner Bros..¢Er bleibt danach noch einige Zeit¢bei Atari, hat aber immer weniger zu¢sagen und verl♪sst seine eigene Firma¢bald darauf.¢ ¢1979 beginnt Atari wieder, wie wild¢VCS zu verkaufen. Der Anstosser war¢das Modul "Space Invaders", das einen¢durchschlagenden Erfolg hatte.¢⓪ber 400000 St
  10. ck Space-Invaders-Module¢wurden im Weihnachtsgesch♪ft 1979¢verkauft.¢ ¢Nebenbei begann Atari mit der Entwick-¢lung eines sogenannten Homecomputers,¢also eines Computers, der so angelegt¢war, dass jedermann ihn f
  11. r sich zu¢Hause leisten konnte.¢ ¢So, nun wollen wir mal etwas schneller¢in Ataris Entwicklungsgeschichte fort-¢fahren.¢ ¢Die ersten beiden Rechner, die Atari¢auf den Markt brachte, waren der¢ATARI 400 (mit Folientastatur) und¢der ATARI 800 (die {hnlichkeit mit¢einer Schreibmaschine ist nicht ab-¢zustreiten...).¢ ¢Darauf folgten zuerst der Atari 600 XL¢mit 16 KB und danach sein grosser¢Bruder, der Atari 800 XL, mit immerhin¢800 XL.¢ ¢Dann, ein weiterer schwerer Schlag¢in Ataris Firmengeschichte. Durch¢schlechtes Wirtschaften ger♪t Atari¢schon wieder in die roten Zahlen und¢Warner Bros. sieht sich gezwungen,¢den Laden zu verkaufen... und zwar¢an einen Herren namens Jack Tramiel,¢der zuvor ein "hohes Tier" bei Commo-¢dore war.¢ ¢Ab dem Zeitpunkt dieser ⓪bernahme¢ging es eigentlich erst so richtig¢los mit der eigenartigen Firmenpoli-¢tik Ataris.¢ ¢W♪hrend sich Atari zu Warner Bros.¢Zeiten richtig herzlich um die VCS-¢Konsole und die 8-Bitter k
  12. mmerte¢(es gab sogar einen offiziellen¢Atari-Club mit vielen Tausenden von¢Mitgliedern), nahm Ataris Interesse¢an den 8-Bitern seit der Firmen
  13. ber-¢nahme Jack Tramiels stetig ab.¢ ¢Tramiel hatte anscheinend einen neuen¢Plan. Es wurden zwar noch der ATARI¢130 XE und der 800 XE/65 XE heraus-¢gebracht, aber Tramiel st
  14. rzte sich¢viel mehr auf ein neues Gebiet: Die¢16-Bit Computer.¢ ¢Der ST kam und der XL/XE bekam von¢Atari immer weniger Bedeutung zuge-¢sprochen.¢ ¢Mit Absicht wurde bei der Entwicklung¢des ST darauf geachtet, dass er nicht¢zu den fr
  15. heren Computern kompatibel¢ist, es sollte also eine neue Ge-¢neration geschaffen werden.¢ ¢Doch wer k
  16. mmerte sich nun um die¢100.000e von 8-Bitern? Zun♪chst gab¢es noch zahlreiche Clubs, Firmen,¢Zeitschriften und auch noch Atari¢selber, die die 8-Biter weiterver-¢sorgten, doch das wurde dann schliess-¢lich auch immer weniger.¢ ¢Sehen wir uns die Lage heute an:¢Fragt man bei Atari nach dem XL/XE,¢wird man wohl als r
  17. ckst♪ndig abge-¢wiesen, es gibt nur noch einige wenige¢Firmen, die Soft- und Hardware f
  18. r¢den "Kleinen" herstellen, Zeitschriften,¢die in grosser Auflage 
  19. ber normale¢Zeitschriftenh♪ndler vertrieben¢werden, gibt es auch nicht mehr.¢ ¢Vor f
  20. nf Jahren konnte ich hier in¢Hamburg noch ohne Probleme zu¢Karstadt gehen und mir dort in der¢Computerabteilung aus einer grossen¢Anzahl an Programmen etwas f
  21. r den¢XL/XE aussuchen. Heute findet sich¢dort nichts mehr (ausser manchmal¢irgendwelcher Ramsch, den sie dort¢wohl noch in ihrem Lager gefunden¢haben).¢Drehe ich mich jedoch um, so muss¢ich neidisch feststellen, dass auf¢der anderen Seite das Regal mit¢C-64 Software noch so ziemlich gleich¢gut gef
  22. llt aussieht, wie vor f
  23. nf¢Jahren.¢ ¢Das, kann man sagen, ist wirklich so¢ziemlich das einzigste, worum man¢die C-64-User wirklich beneiden kann.¢ ¢Obwohl auch bei Commodore die Ent-¢wicklung immer weitergegangen ist¢(immer ziemlich parallell zu der von¢Atari), gibt es heute immer noch genug¢Hard- und Software f
  24. r diesen Rechner¢und auch Commodore selber, l♪sst¢seine "kleinen User" nicht im Stich.¢ ¢Der C-64 wird immer noch gebaut, er¢verkauft sich auch noch einigermassen.¢Der XL/XE wird jedoch nicht mehr¢gebaut, folglich kann er sich auch¢nicht mehr grossartig verkaufen,¢ausserdem ist es f
  25. r Neuk♪ufer ja wohl¢auch ziemlich abschreckend, einen¢Rechner zu kaufen, f
  26. r den sie nirgends¢Software finden und den Atari selber¢am liebsten gar nicht mehr kennen¢w
  27. rde.¢ ¢Aber Atari scheint es irgendwie darauf¢anzulegen, allen seinen Kunden nach¢ein paar Jahren ihren Rechner mies¢zu machen. Man siehe nur das n♪chste¢Beispiel.¢Nach einigen Jahren ST bringt Atari¢ein neueres Modell mit einem neuen¢TOS heraus und pltzlich knnen die¢alten STler mit einem Teil der neuen¢Software nichts mehr anfangen, weil¢sie nur auf den neuen STs l♪uft.¢ ¢Nun der letzte Schlag: Der Atari TT,¢das neueste Modell von Atari.¢Angeblich nat
  28. rlich 100 %-ig kompa-¢tibel zum ST. Nach ausf
  29. hrlichen¢Tests zeigte sich aber, dass das in¢keiner Weise der Fall ist.¢Es wird also bald wieder so aussehen,¢dass die neue Software auf den TT¢ausgerichtet wird und dann auf dem¢ST gar nicht, oder nur bedingt l♪uft.¢ ¢Wirklich, nicht schlecht Herr Tramiel¢& Co..¢ ¢Eine Erkenntnis, die Commodore¢anscheinend begriffen hat, fehlt wohl¢noch bei Atari.¢N♪mlich, dass es Computer verschiedener¢Klassen gibt (8-, 16-, 32 Bit) und¢dass es aber durchaus mglich ist,¢diese Klassen im friedlichen Neben-¢einander existieren zu lassen.¢ ¢Doch Atari l♪sst die unteren Klassen¢aussterben und hebt das Niveau stetig¢an. Wieso? Man meint, mit den kleinen¢Rechnern keinen Profit mehr machen zu¢knnen. Doch, so ist es nicht. Im¢Moment ist es in der Tat so. So¢richtig reich kann man mit dem XL/XE¢wohl nicht mehr werden. Doch daran¢tr♪gt ganz alleine Atari die Schuld.¢Mit dem C-64 Geld zu machen, ist, wenn¢man sich nicht zu dumm anstellt,¢durchaus noch mglich, weil dieser¢Rechner halt noch von seiner eigenen¢Firma gefrdert wird. L♪sst aber die¢eigene Firma ihre Computer fallen und¢erkl♪rt sie f
  30. r "tot", dann verlieren¢nat
  31. rlich auch die Softwareproduzenten¢den Mut, f
  32. r einen "toten" Rechner¢noch Software herzustellen und so¢wird ein Rechner immer weiter ins¢Abseits gedr♪ngt.¢ ¢Tja, dar
  33. ber knnte man sicherlich noch¢lange philosophieren, doch, was bringt¢es? Atari wird sich wohl so schnell¢nicht ♪ndern.¢Aber der XL/XE hat wenigstens das¢grosse Gl
  34. ck eine riesige Fangemeinde¢zu haben, die weiss, was in ihm¢steckt und die an diesem Rechner¢h♪ngt, wie wir 
  35. brigens auch...¢ ¢In diesem Sinne...¢ ¢ ¢ ¢      auf die n♪chsten Jahrzehnte !!!¢ ¢