Date: Tue May 25 1993 21:17:14 From: Stephan Bieker To: Klaus-Joachim Forster Subj: Euro-ISDN Attr: ISDN.GER ------------------------------- KF> [EURO-ISDN bis Ende 93] KF> Die Veroeffentlichung der Telekom zu oben benanntem Thema ist in KF> meiner BBS Nachzulesen (>SUPPORT/ISDN/INFO). 24h Online KF> (0911) 32410-55 ISDN & 32410-66 MODEM oder hier.... Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Matthias Meilen. EURO-ISDN Matthias Meilen Telekom Sonderstelle ISDN/IN - Produktunterstuetzung Postfach 91 00 5500 Trier .Anfang Verzeichnis V. Inhalt 1. Einfuehrung des EURO-ISDN 2. Realisierungsstufen 2.1 Aenderungen in der ISDN-Stecktechnik 2.2 Aenderungen der ISDN-Protokolle im B-Kanal 2.3 Aenderungen bei grenzueberschreitenden ISDN-Verbindungen 2.4 Aenderungen beim D-Kanal-Protokoll 3. Europaeisches D-Kanal-Protokoll E-DSS 1 4. Auswirkungen fuer ISDN-Kunden 4.1 Weiterbetrieb von 1TR-6-Endeinrichtungen an 1TR6-An- schluessen 4.2 Umruestung von 1TR6-Endeinrichtungen 4.3 Weiterbetrieb von 1TR6-Endeinrichtungen an einem bilingualen Basisanschluss 4.4 Verbindungen zwischen 1TR6- und E-DSS 1-Endeinrichtungen 5. Dienstmerkmale im EURO-ISDN 5.1 Auflistung der Dienstmerkmale 5.2 Beschreibung der Dienstmerkmale 5.2.1 Uebermittlung der Rufnummer zum gerufenen Anschluss (CLIP) 5.2.2 Uebermittlung der Rufnummer des B-Teilnehmers zum A- Teilnehmer (COLP) 5.3 Unterdrueckung der Uebermittlung der Rufnummer des rufenden Anschluss (CLIR) 5.4 Unterdrueckung der Uebermittlung der Rufnummer des gerufenen Anschlusses (COLR) 5.5 Durchwahl (DDI) 5.6 Mehrfachrufnummer (MSN) 5.7 Umstecken von Endgeraeten am Mehrgeraeteanschluss (TP) 5.8 Geschlossene Benutzergruppe (CUG) 5.9 Anzeige der Tarifeinheiten (AOC) 5.10 Halten einer Verbindung (HOLD) 5.11 Anklopfen (CW) 5.12 Identifizieren (MCID) 5.13 Subadressing (SUB) 5.14 Anrufweiterschaltung staendig (CFU) 5.15 Anrufweiterschaltung bei Nichtmelden (CFNR) 5.16 Anrufweiterschaltung bei Besetzt (CFB) 5.17 Teilnehmer-zu-Teilnehmer-Zeichengabe (UUS1) 6. Dienste im EURO-ISDN .Ende Verzeichnis V. 1. Einfuehrung des EURO-ISDN Das heutige ISDN der Telekom beruht teilweise noch auf natio- nalen Spezifikationen. Da zu Beginn der ISDN-Einfuehrung in Deutschland europaeische oder weltweite Spezifikationen noch nicht fuer alle Bereiche des ISDN zur Verfuegung standen, war die Erarbeitung und Anwendung nationaler Spezifikationen unum- gaenglich. Als eigentlichen Geburtstag eines europaeischen ISDN ist der 06. April 1989 zu nennen. An diesem Tag haben sich 26 Netzbe- treiber aus 20 Laendern in einem Memorandum of Understanding (MoU) dazu verpflichtet, ISDN nach einheitlichen europaeischen Standards bis Ende 1993 in ihrem Bereich einzufuehren. Die Vereinbarung sieht vor, dass jeder Unterzeichner sowohl Basis- als auch Primaermulitplexanschluesse anbieten soll. Ausserdem muss ein Minimum an Diensten und Dienstmerkmalen be- reitgestellt werden. Zu diesem Mindestangebot gehOeren: - 64 kbit/s Uebermittlungsdienst (transparente Uebermittlung von 64 kbit/s ohne Einschraenkung), - 3,1 kHz Audio-Uebermittlungsdienst, - Uebermittlung der Rufnummer des Anrufers zum gerufenen Teil- nehmer, - Unterdrueckung der Uebermittlung der Rufnummer, - Durchwahl zu Nebenstellen in TK-Anlagen, - Mehrfachrufnummer, - Umstecken am passiven Bus. Darueber hinaus steht es jedem Netzbetreiber frei, zusaetzliche Dienste und Dienstmerkmale anzubieten. Hierbei hat er jedoch die europaeischen Standards zu verwenden. Das MoU besagt weiterhin, dass jeder Unterzeichner eine inter- nationale Netzschnittstelle bereitstellen muss, um internatio- nale ISDN-Verbindungen zu ermOeglichen. Als Signalisierungs- system soll dabei das Zeichengabesystem Nr. 7 mit dem ISDN User Part (ISUP) zum Einsatz kommen. Dieses Zeichengabesystem soll bis Ende 1992 von allen Unterzeichnern bereitgestellt werden. Der Umfang des jeweiligen Netzausbaus liegt im Zustaendigkeitsbereich der einzelnen Netzbetreiber. Hierzu gibt es im MoU keine Aussagen. Aus diesem Grund kann die Telekom keine Aussagen ueber die angestrebte ISDN- Flaechendeckung in den einzelnen Laendern machen. Als gemeinsame europaeische Spezifikation dienen die vom Euro- paeischen Institut fuer Telekommunikationsnormen herausgegebenen Normen (ETS). Diese basieren auf den weltweit geltenden CCITT-Empfehlungen, so dass nicht nur innerhalb Europas, sondern sogar weltweit eine weitgehende Vereinheitlichung der Spezifikationen erreicht wird. Die verbleibenden Unterschiede werden internationale ISDN-Ver- bindungen in keiner Weise einschraenken - es werden in jedem Fall transparente 64-kbit/s-Kanaele zur Verfuegung stehen. 2. Realisierungsstufen Der Uebergang vom nationalen ISDN zum europaeischen ISDN beruehrt in Deutschland die vier Bereiche - ISDN-Stecktechnik fuer die S0-Schnittstelle - ISDN-Protokolle im B-Kanal - grenzueberschreitende ISDN-Verbindungen - ISDN-Protokolle im D-Kanal In den ersten drei Bereichen wird die auf europaeischen Spezi- fikationen beruhende LOesung die herkOemmliche ablOesen. Eine Ausnahme bildet das D-Kanal-Protokoll, das mittelfristig parallel angeboten wird. 2.1 Aenderungen in der ISDN-Stecktechnik Die Umstellung vom 1TR6-ISDN auf EURO-ISDN begann bereits im Fruehjahr 1991 mit der AblOesung der herkOemmlichen TAE-Steck- technik durch die IAE-Anschlusstechnik. Fuer diese Stecktechnik gelten die europaeischen Normen ENV 41 001 und EN 28 877 bzw. die weltweite Norm ISO 8877. Der verwendete Stecker wird auch als "Western-Stecker" bezeichnet. 2.2 Aenderungen der ISDN-Protokolle im B-Kanal Wesentliches Merkmal eines Teledienstes ist es, dass einheitliche Regeln fuer den Informationsaustausch zwischen den Endeinrichtungen (Kommunikationsprotokoll) eingehalten werden. Bei den verwendeten Protokollen waren ebenfalls Anpassungen an die internationale Spezifikation notwendig. Die Beschreibung dieser Protokolle erfolgt anhand des OSI- Schichtenmodells. Bei Einfuehrung des ISDN lagen fuer einen Teil der Kommunika- tionsprotokolle noch keine einheitlichen internationalen Em- pfehlungen vor. Deshalb hatte sich Telekom fuer die Protokolle entschieden, die bereits fuer leitungsvermittelte Datennetze genutzt wurden. Dies waren die in den Schichten 2 und 3 ver- wendeten Protokolle gemaess CCITT-Empfehlung T.70. Seit Mitte 1991 werden fuer den Telefax-Gruppe-4- und den Teletex-Dienst Endgeraete eingesetzt, die in den Schichten 2 und 3 des B-Kanal-Protokolls die Protokolle nach T.90 verwenden. T.70 und T.90 sind hinsichtlich der Schicht 2 kompatibel, nicht aber hinsichtlich der Schicht 3. Dies fuehrt dazu, dass Endgeraete mit T.70 nicht mit Endgeraeten nach T.90 kommuni- zieren kOennen. Dies hat dazu gefuehrt, dass Endgeraete entwickelt wurden, die ueber T.70/T.90-Parallelimplementierungen bezueglich der Schicht 3 verfuegen, so dass diese Problematik in der Praxis nicht auftritt. 2.3 Aenderungen bei grenzueberschreitenden ISDN-Verbindungen Um eine erfolgreiche Verbindung zwischen zwei Kommunikations- partnern aufzubauen, werden vor und waehrend einer Verbindung Informationen vom Endgeraet zur Vermittlungsstelle uebertragen, die fuer die internen Ablaeufe (Verbindungsauf- und abbau) einer Kommunikationsverbindung nOetig sind. Eine aehnliche Signalisierung erfolgt auch zwischen den Ver- mittlungsstellen in einem Zeichengabekanal, sowohl national als auch an der internationalen Netzschnittstelle. Dieses Zeichengabeverfahren muss mit den jeweiligen nationalen Varianten harmonisieren. Zum Einsatz kommt hier z.Zt. TUP+ eine UebergangslOesung, die im wesentlichen die Schnittmenge dessen liefert, was beide nationalen Varianten kOennen. Dabei steht die Abkuerzung TUP+ fuer "Telephone User Part erweitert". Der TUP+ beruht auf dem vom CCITT fuer Telefonnetze spezifi- zierten Telefon User Part. Da zu Beginn der ISDN-Einfuehrung noch kein spezieller Anwenderteil fuer ISDN existierte, wurde der TUP ergaenzt um die notwendigen Grundfunktionen fuer ISDN- Verbindungen zum TUP+. Zwischenzeitlich hat die Spezifikation eines speziellen Anwen- derteils fuer ISDN, des ISDN UP, durch den CCITT einen Stand erreicht, der es mOeglich macht, diesen ab Ende 1992 fuer ISDN-Auslandsverbindungen von und zum deutschen ISDN einzusetzen. Wir sprechen dann von dem Zeichengabesystem Nr. 7 mit dem ISDN User Part. Dies ist die Voraussetzung, bei grenzueberschreitenden ISDN-Verbindungen eine grOessere Anzahl von Dienstmerkmalen zu unterstuetzen. Hierbei ist natuerlich Grundbedingung, dass diese Dienstmerkmale auch im ISDN des betreffenden Ziellandes implementiert sind. Spezifiziert ist der ISDN UP in den CCITT-Empfehlungen Q.761 bis Q.767 sowie Q.730 bzw. einer Reihe von Europaeischen Tele- kommunikationsnormen. 2.4 Aenderungen beim D-Kanal-Protokoll Fuer das 2. Halbjahr 1993 ist die Einfuehrung des europaeischen D-Kanal-Protokolls E-DSS 1 (European Digital Subscriber Signalling System No. 1) vorgesehen. Dies ist der letzte und eigentliche Schritt zur Bereitstellung eines ISDN mit europaeischen Normen, kurz EURO-ISDN genannt. Damit wird auch im Bereich der Telekommunikation ein wichtiger Beitrag zur Verwirklichung eines europaeischen Binnenmarktes geleistet. Die Schlussfolgerung wird die europaweite Vermark- tung von ISDN-Endgeraeten in weitaus grOesseren Stueckzahlen sein. Beschrieben ist das E-DSS 1-Protokoll in einer ganzen Reihe von Europaeischen Telekommunikationsnormen. Diese beruhen auf den CCITT-Empfehlungen Q.920 und Q.921 (Schicht 2) sowie Q.930 bis Q 932, X.31 (Schicht 3). Die nationalen Anwendungsregeln sind in den Technischen Richt- linien FTZ 1TR67 (Dienste mit Leitungsvermittlung) und FTZ 1TR68 (Dienste mit Paketvermittlung) beschrieben. Die vom E- DSS 1-Protokoll unterstuetzten Dienstmerkmale sind in den Technischen Richtlinien FTZ 1 TR 242 und 245dargestellt. 3. Europaeisches D-Kanal-Protokoll E-DSS 1 Das europaeische D-Kanalprotokoll ist zwar in den Schichten 1 und 2 kompatibel zum 1TR6, unterscheidet sich aber in der Schicht 3 des OSI-Schichtenmodells mit der Konsequenz, dass Endeinrichtungen, die das 1TR6-Protokoll implementiert haben, nicht an ISDN-Anschluessen, die das europaeische D-Kanal- Protokoll verwenden, betrieben werden kOennen. 4. Auswirkungen fuer ISDN-Kunden 4.1 Weiterbetrieb von 1TR-6-Endeinrichtungen an 1TR6-An- schluessen Telekom wird neben dem E-DSS 1-Protokoll auch das 1TR6-Proto- koll parallel anbieten. Dies bedeutet, dass es mit Einfuehrung des EURO-ISDN zwei Arten von Basis- und Primaermultiplex- anschluessen geben wird. Das Interworking zwischen Anschluessen mit unterschiedlichen Protokollen wird vom Netz gewaehrleistet. Der Kunde wird bei seiner Auftragserteilung die Wahl zwischen beiden Anschlussarten haben. Selbstverstaendlich kOennen auch herkOemmliche ISDN- Anschluesse gekuendigt und neue EURO-ISDN-Anschluesse beauftragt werden. TK-Anlagen werden auch gemischt anschaltbar sein, so dass bei Erweiterungen EURO-ISDN-Anschluesse installiert werden kOennen. 4.2 Umruestung von 1TR6-Endeinrichtungen In vielen Faellen wird es mOeglich und sinnvoll sein, 1TR6- Endeinrichtungen auf E-DSS 1 umzuruesten. Bei einigen PC- Adapterkarten wird beispielsweise die Schicht 3 des D-Kanals ueber Diskette geladen. Hier ist eine Umruestung problemlos mOeglich. In anderen Faellen erfolgt der Wechsel ueber einen EPROM-Tausch. 4.3 Weiterbetrieb von 1TR6-Endeinrichtungen an einem bilingualen Basisanschluss Mit der Einfuehrung des EURO-ISDN werden wir bei der Mehrgeraetekonfiguration (Basisanschluss mit passivem Bus) auch einen bilingualen Basisanschluss anbieten, an dem beide Standards gleichzeitig zur Verfuegung stehen. Hierzu muss nach entsprechendem Kundenauftrag ein modifizierter Netzabschluss beim Kunden installiert werden. Dieser Netzabschluss verwendet auf der Seite zur ISDN-Vermittlungsstelle das europaeische D- Kanal-Protokoll und unterstuetzt an der Teilnehmer-Netz- Schnittstelle (S0-Schnittstelle) neben dem europaeischen D- Kanal-Protokoll zusaetzlich das 1TR6-Protokoll. Dadurch wird es mOeglich, Endgeraete mit dem nationalen und dem europaeischen Standard gleichzeitig an ein und demselben Basisanschluss zu betreiben. E-DSS 1-Endeinrichtungen sind an solchen zweisprachigen Basis- anschluessen ohne Einschraenkungen nutzbar. Dagegen wird es Einschraenkungen fuer 1TR6-Endeinrichtungen hinsichtlich der Nutzung von Dienstmerkmalen geben, da fuer diese Endeinrich- tungen lediglich die "Schnittmenge" zwischen 1TR6- und E-DSS 1-Protokoll zur Verfuegung steht. Die B-Kanaele sind aber ohne Einschraenkung nutzbar. Telekom wird auch diese zweisprachigen Basisanschluesse bis Ende 1999 anbieten. Bilinguale Anschluesse fuer TK-Anlagen sind nicht realisierbar. TK-Anlagen oder grOessere Rechner werden in Punkt-zu-Punkt-Konfiguration betrieben, und je Zeichengabebeziehung und Anschluss muss man sich fuer ein D- Kanal-Protokoll entscheiden (1TR6- oder europaeisches D-Kanal- Protokoll). 4.4 Verbindungen zwischen 1TR6- und E-DSS 1-Endeinrichtungen Bei Verbindungen zwischen 1TR6- und E-DSS 1-Endeinrichtungen stehen die B-Kanaele ebenfalls ohne Einschraenkungen zur Verfuegung. Fuer die Nutzung bestimmter Dienstmerkmale ist aber eine Um- setzung zwischen dem 1TR6- und dem E-DSS 1-Protokoll erforder- lich. Diese wird von der Teilnehmervermittlungsstelle des ge- rufenen ISDN-Anschlusses vorgenommen. Durch diese Umsetzung kommt es - aehnlich wie beim bilingualen Basisanschluss erwaehnt - zu Einschraenkungen hinsichtlich der Nutzung von Dienstmerkmalen. Im Einzelnen sind die Umsetzung und die sich ergebenden Einschraenkungen in der FTZ 1TR67 be- schrieben. --- MSQ-EE/2 2.1a/e3 * Origin: My Point of View. OS/2 und Boersenkurse @ (2:242/36.1)