Bug des Monats: Neue Festplatte verwirrt das BIOS

PROBLEM: "Mein Rechner ist tot. Dabei habe ich nur eine neue Platte eingebaut!"

Die Festplatte von CHIP-Leser Markus Specht war randvoll. Kurz entschlossen erstand er bei seinem Computerhändler eine neue IDE-Platte und baute sie auch gleich selbst ein. Die Auswirkungen auf seinen Rechner waren allerdings fatal: Nichts ging mehr Totalausfall. Kein einziger Trick wollte mehr helfen. Schließlich wandte sich Markus Specht an die Redaktion CHIP.

DIAGNOSE: Das BIOS will von der neuen Festplatte nichts wissen.

Gleich nachdem die Spedition den Rechner von Herrn Specht zugestellt hatte, baute ich ihn auf, schaltete ihn ein und wartete. Nichts tat sich, das BIOS piepste noch ein paarmal, dann war endgültig Feierabend. Ich zerlegte die Maschine und schaute mir die beiden montierten Festplatten genau an. Sie zeigten keine Auffälligkeiten, weshalb ich sie einschließlich ihrer kompletten Verkabelung ausbaute, anschließend penibel reinigte und wieder einbaute ohne Ergebnis. Auch das Auswechseln der Kabel änderte daran nichts.
Das probeweise Abklemmen der neuen Platte hingegen brachte durchschlagenden Erfolg: Der Rechner startete, führte den Selbsttest aus und bootete das installierte Windows NT Workstation, als hätte es nie ein Problem gegeben. Anschließendes Herunterfahren und erneutes Anstecken des Newcomers brachte das bekannte Resultat nichts ging mehr.
Als nächstes testete ich die neue Festplatte in einem anderen Rechner: Sie funktionierte tadellos. Folglich tippte ich auf eine Störung in einem anderen Bereich des Rechners, die nur aussah wie ein Festplattenproblem. Ich baute alle Steckkarten aus, inspizierte und säuberte sie und baute sie wieder ein. Diese Zeit hätte ich mir sparen können, denn es brachte rein gar nichts.
Es blieben mir nicht mehr viele Möglichkeiten, den Fehler zu suchen. Ich entschied mich zunächst gegen einen (zeitraubenden) Totalcheck der BIOS-Konfiguration, denn ich vermutete vielmehr eine defekte Hardware. Also tauschte ich eine Komponente nach der anderen aus gegen funktionstüchtige Teile aus dem Test-Center. Beim Auswechseln der Grafikkarte kam es dann plötzlich zum Aha-Erlebnis.

LÖSUNG: Durch überlisten des Plug&Play wird der Rechner einsatzbereit.

Nachdem ich die ATI-Mach64 von Herrn Specht gegen eine laboreigene Rage-Pro-Karte (auch von ATI) getauscht hatte, arbeitete der Rechner auf einmal einwandfrei! Ich baute wieder die Mach64 ein, und jetzt lief der Rechner sogar in seiner Originalkonfiguration. Das Problem war verschwunden!
Die Untersuchung des vom Rechner verwendeten BIOS (Award) und eine anschließende kurze Diskussion im Test-Center ergaben, daß die Ursache "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" mal wieder der Alptraum aller Systemverwalter, das oft verfluchte Plug & Play sein mußte.
Das Einstecken einer für das BIOS neuen (und damit konfigurationsbedürftigen) Grafikkarte stieß vermutlich einen neuen Durchlauf der Automatik-Einrichtung an, bei dem dann auch die neue Platte entdeckt und nunmehr ohne Ressourcenüberschneidungen eingebunden wurde.
Aus einem nicht mehr rekonstruierbaren Grund war die neue Platte dem BIOS wohl durch die Lappen gegangen, als Markus Specht sie einbaute. Welche Komponente sich daraufhin mit welcher anderen um die Ressourcen prügeln mußte, war nicht mehr festzustellen.
Oliver Kluge