Star Office für Linux: Das kostenlose Star Office finden Sie auf der Heft-CD

Das Leiden der Linux-Gemeinde hat ein Ende: Die Final-Version des für private Nutzer kostenlosen Office-Paketes mit der Versionsnummer 3.1 der Hamburger Firma Star Division ist nun zu haben. Nach einer Guinness-Buchverdächtig langen Betaphase kommt nun jeder Anwender in den Genuß, sich mit der kostenlosen Linux-Office-Suite die Platte zu füllen (zirka 120 Megabyte).
Das einzig moderne Konkurrenzpaket Applixware Office kostet immerhin 400 Mark. Der wahre Linuxianer sieht darum lächelnd darüber hinweg, daß die aktuellen Windows-Versionen schon 4.0 heißen. Auch verwundert nicht, daß fast alle wichtigen Linux-Distributionen Star Office auf ihre CDs packen. Angeführt wird der Troß von Caldera, die sich damit vom bisherigen WordPerfect abgewandt hat. Star Division, nicht undankbar, überließ dann Caldera auch den Vertrieb der technisch identischen kommerziellen Variante (http://www.caldera.com).
Im Erscheinungsbild und in der Funktionalität entspricht Star Office für Linux weitgehend seinen Geschwistern auf den anderen Plattformen. Schon allein für die Textverarbeitung Star Writer lohnt sich der Aufwand. "State of the art" unter Linux war das Satzsystem TeX. Wer mit Unix aufgewachsen ist, kommt mit TeX sicher klar alle Windows-Umsteiger aber standen mit dem Programmieren von Seiten bis zum Hals im Wasser.
Um es gleich vorwegzunehmen: Die Installation ist nicht ganz einfach; insbesondere müssen vom Betriebssystem einige Voraussetzungen erfüllt sein. Im einzelnen: Star verpackt die Installationsfiles in RPM-Files. Das ist ein von der Firma Red Hat entwickeltes Paketformat, das sie in ihrer eigenen Distribution einsetzt und das einige Vorteile gegenüber dem gängigen TGZ-Dateiformat bietet.
Auch die Linux-Produkte von Caldera sind so aufgebaut. Alle anderen Distributionen müssen vor der Office-Installation mit dem RPM-Manager nachgerüstet werden. Diesen finden Sie auch auf der CD in diesem Heft. Wer einen graphischen RPM-Manager besitzt, verwendet diesen natürlich weiterhin.
Zusätzlich benötigt die Office-Installationsroutine die Bibliothek »libc« mit der Versionsnummer 5.4.4 oder höher. Beachten Sie auch die Lies-mich-Datei auf der Heft-CD. Dort hat sich übrigens ein Fehler eingeschlichen: Die Befehlszeile mit tar lautet richtig »tar xzf star.tgz -C /inst«.
Die Installation selbst umfaßt mehrere Schritte. Zur sogenannten Systeminstallation ist erstens das sogenannte Common-Paket mit »rpm -i --odeps paketname« zu entpacken. Zweitens ist das sprachenabhängige Binärfile fällig: Für Deutsch ist das Paket, das »german« im Dateinamen enthält, auch mittels »rpm« zu installieren für eine andere Sprache das entsprechende Paket.
Im dritten Schritt entpacken die Besitzer der Motif-Erweiterung von X die Dynbin-Datei, alle anderen die Statbin-Datei. Wenn Sie noch Platz auf Ihrer Festplatte haben, dann sollten Sie das Dokumentationspaket in der Ihnen genehmen Sprache installieren. Dessen Dateiname enthält das Wort »doc«.
Die Star-Office-Dateien sind jetzt auf Ihrer Festplatte in dem Unterverzeichnis »/opt/StarOffice-3.1«. Jetzt muß noch für jeden zukünftigen Benutzer einmal die sogenannte User-Installation gemacht werden. Dazu starten Sie im genannten Verzeichnis das Programm »./setup«. Hinweis: Dieses Programm braucht die Bibliothek »/lib/libc.so.5« in der Unterversion 4.4 oder neuer. Vorsichtshalber finden Sie auf der CD auch noch eine aktuelle »Libc« als RPM-File.
Achtung, die User-Installation mit »./setup« gilt nicht für den Systemadministrator »root«! Der kann zwar das Programm starten, bekommt aber ein anderes Menü präsentiert, das ihm bei der Linux-Version nichts bringt. Vielmehr handelt es sich um ein Relikt der anderen Unix-Versionen. Deshalb kann »root« die Star-Programme nicht nutzen.
Standardmäßig startet das User-Setup in englischer Sprache. Wer Deutsch bevorzugt, muß die Umgebungsvariable »LANG« auf »de« setzen. Das geschieht beispielsweise mit dem Befehl »export LANG=de«.
Wer das geschafft und »./setup« aufgerufen hat, sieht nach einem »Weiter« einen Screenshot vor sich, darf dann auf den obersten Button drücken und sich von einem Installations-Wizzard zum vorläufigen Finale führen lassen.
Im Home-Verzeichnis des Nutzers finden sich ab sofort zwei Dateien: ».sd.sh« und ».sd.csh«. Die erste ist für Bash-Benutzer, die andere für die C-Shell geeignet. Das Script muß vor dem Aufruf der Office-Anwendungen in der Form ». .sd.sh« ausgeführt werden. Am einfachsten ist es, Sie fügen eine entsprechende Zeile in Ihre .bash_profile- oder .profile-Datei (das sind etwa die Entsprechungen der AUTOEXEC.BAT von DOS) im Heimatverzeichnis ein. Da Sie gerade beim Editieren der Datei sind, ist es sinnvoll, zusätzlich die Zeile »export LANG=de« einzufügen, sonst starten die Star-Applikationen mit englischen Menüs. Damit die Änderungen wirksam werden, müssen Sie sich erneut einloggen.
Ab sofort lassen sich Star Writer, Star Calc, Star Chart, Star Draw, Star Image sowie Star Math starten. Die genauen Programmnamen finden Sie im »linux-x86/bin«-Verzeichnis. Sollten beim Start aus einer xterm-Shell Schwierigkeiten auftreten, verwenden Sie einfach einen Filemanager. Die praktischste Variante ist sowieso, die Programme in ein Menü des X-Fenstermanagers einzubinden.
Es soll nicht verschwiegen werden, daß die Anwendungen ziemlich ressourcenhungrig sind. 16 Megabyte RAM markieren das untere Ende der Fahnenstange, mehr sind für vernünftiges Arbeiten hoch willkommen.