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File Maker Pro 4.0
Claris Corporation

Als FileMaker Pro im Frühjahr 1996 den Sprung von Versionsnummer 2.1 auf 3.0 machte, war die Begeisterung bei vielen Anwendern groß und der Versionssprung mehr als gerechtfertigt. Endlich war es auch mit FileMaker möglich, relationale Datenbank(-systeme) zu entwickeln - daher drückte man auch mal ein Auge zu, wenn es um Schwächen bei der Bedienung ging.

Wirft man einen Blick auf die Verpackung der neuen Version 4.0, verspricht das Programm Großes: "Einfaches Informations - Management - vom Desktop direkt ins Web.ì. Damit liegt der Hersteller Claris natürlich voll im Trend - das kleine Wörtchen "Webì darf heute in keiner Programmbeschreibung mehr fehlen. Und wenn man sich zufällig gerade eine Standleitung zu seinem Internet-Provider gelegt hat, kann man tatsächlich seine FileMaker Datenbanken schnell und unkompliziert jedem Interessierten mit Internet-Zugang zur Verfügung stellen.

Dieses Feature ist eine tolle Sache - für den, der es braucht. Und wenn wir einmal ehrlich sind, haben sicher die wenigsten FileMaker Pro Anwender momentan die Möglichkeit bzw. die Notwendigkeit zur Verwendung dieser Erweiterung. Hier muß man Claris allerdings zu Gute halten, daß sie mit dieser neuen Funktion eine Basis geschaffen haben, die es der Kreativität vielen Anwendern überläßt, über Sinn und Zweck dieser Erweiterung zu entscheiden. Denn, wenn das nächste Update von FileMaker Pro erscheint, ist es vielleicht schon selbstverständlich, Daten im Netz abzulegen und diese auch vom Netz aus zu aktualisieren. Möglichkeiten für die Zukunft gibt es genug, auch für Anwender, denen das nötige Kleingeld fehlt, eine Standleitung zu ihrem Internet-Provider zu finanzieren. So macht diese Erweiterung natürlich in erster Linie in einem Intranet Sinn, in dem auch Windows-System eingebunden werden können. Dadurch erspart man sich die Mühe, die Akzeptanzfähigkeit der Nutzer mit einem Mac-konformen Claris-Produkt zu überfordern. Ein weiteres sinnvolles Einsatzgebiet wäre, einen Mac als FileMaker-Server so einzustellen, daß es jeden Abend für eine Stunde eine Internet-Verbindung aufbaut, um z.B. freien Mitarbeitern die Einwahl über einen Internet-Zugang zu ermöglichen. Diese könnten dann ihre Datenbestände an diesen Server überspielen. Das wäre erheblich billiger als eine Direktverbindung und darüber hinaus auch flexibler zu handhaben.

Meine Kritik an FileMaker Pro 4.0 bezieht sich daher nicht auf dieses neue Feature, sondern darauf, daß sonst weit und breit nichts wirklich Neues an diesem Update zu finden ist, obwohl es mehr als genug Dinge an FileMaker 3.0 gab, die einer dringenden Überarbeitung bedurft hätten.

Spätestens bei dieser Version wäre es mehr als wünschenswert gewesen, die Bedienung bei der Erstellung von Verknüpfungen zu vereinfachen - hier hätte Claris ruhig einmal über den Tellerrand zu den Kollegen von ACI und ihrem 4D First schauen dürfen . Für einen absoluten Einsteiger in Sachen relationale Datenbank ist der Weg zum Ziel bei FileMaker Pro oft unnötig kompliziert.
Eine weiterer Kritikpunkt an der Version 3.0 wurde ebenfalls nicht verbessert: Es ist immer noch nicht möglich, einzelne Zeilen oder ganze Befehlsblöcke eines FileMaker-Scripts in ein anderes Script zu kopieren. Auch hätte ich mir eine Art "Albumì für Scripte gewünscht um häufig genutzte Scripte übersichtlich abzulegen - oder sogar kleine Scriptobjekte zu erstellen, die man via Drag-and-Drop in andere Scripte einfügen kann.

Besondere Defizite hatte FileMaker schon immer bei der Erstellung von Layouts. Zwar kann man in der Version 4.0 endlich Objekte (z.B. Text- oder Feldobjekte) in 90 Grad-Schritten drehen, aber selbst ClarisWorks kann da schon seit Jahren mehr. Richtig ärgerlich wird es aber, wenn man versucht, ein Layout in einem anderen Layout zu plazieren - es funktioniert nicht. Auch hier hätte der Blick zu ACIsí 4D First nicht geschadet. Somit ist es z.B. unmöglich, Listen in einem Eingabelayout zu positionieren, die einen eigenen Scrollbalken besitzen. Zudem beansprucht der Scrollbalken in einem Standard-Listenlayout immer die ganze Länge des Fensters, auch wenn die Liste nur die Hälfte des Fensters beansprucht. Das ist nicht wirklich weltbewegend, sorgt aber für ein "unprofessionellesì Aussehen.

Eine ausgereifte Möglichkeit, um Layouts ohne viel Aufwand zu erstellen fehlt vielen Datenbankprogrammen - hier hätte Claris eine Vorreiterrolle übernehmen können. Es wäre ein "Objektalbumì wünschenswert, in dem man viele fertige kleine Layoutelemente (mit Scripten versehen) aufbewahren und wiederverwenden kann.
Alle diese genannten Kritikpunkte sind Kinderkrankheiten, die das Arbeiten unnötig mühsam machen und mit minimalem Aufwand hätten beseitigt werden können. Wären vom Hersteller wenigstens ein paar dieser Schwachstellen verbessert worden, könnte man von einem sinnvollen Update für jeden Anwender sprechen. Da dies aber nicht der Fall ist, liegt es nahe, Claris zu unterstellen, sie versuchen mit wenigen neuen "In-ìFeatures und einer reißerischen Aufmachung den Kunden zu einem kostspieligen Update zu überreden. Diese Taktik führt ja oftmals zu Erfolg, wie uns eine bestimmte Software-Company aus dem amerikanischen Norden jedes Jahr aufs Neue vormacht. Es wäre aber nicht richtig, nur Kritik an diesem, schon in der Vorversion sehr ausgereiften, Programm zu üben. Claris FileMaker ist in der Version 4.0 auch verbessert und Ñabgerundetì worden. So liegen dem Programm jede Menge fertiger Datenbanklösungen vor, die von Einsteigern an ihre eigenen Bedürfnisse angepaßt werden können. Denn "learning by doingì erleichtert den Einstieg oftmals erheblich. Auch die angepriesene "Schnelle Konvertierung von Arbeitsblättern aus Microsoft Excelì (5.0) funktioniert und ist für den ein oder anderen Anwender sicher eine sinnvolle Erweiterung. Mein Eindruck von Claris FileMaker 4.0 ist äußerst zwiespältig. Einerseits bin ich seit Erscheinen der Version 3.0 überzeugter FileMaker Anwender (und lasse seitdem 4D First im Regal verstauben) und halte es für die beste Wahl in seiner Preisklasse für den Macintosh. Andererseits gilt es hier auch, ein Update zu besprechen - und da ist außer dem "Reißerì Webpublishing nicht viel auszumachen. Denn dieses Feature, genauso wie die Konvertierung von Arbeitsblättern aus MS Excel, machen nur für einige Anwender Sinn. Und die sehr umfangreiche Beispielsammlung hätte Claris auch allen Interessierten kostenlos im Netz bereitstellen können - dafür sind 249,- DM für das Update einfach zu viel. Vor allem, wenn man bedenkt, daß keine der oben genannten Schwachpunkte im Bereich Bedienung verbessert wurden, obwohl diese allesamt seit Erscheinen der Version 3.0 im Frühjahr 1996 offenkundig sind.

Bleibt also festzustellen, daß sich das Update für all Diejenigen lohnt, die einige der besprochenen Neuerungen einsetzen können. Anwender, die sich eine der vielen auf dem Markt befindlichen Weberweiterungen für FileMaker 3.0 kaufen wollen, kommen mit dem Update deutlich billiger weg. Neukäufern kann diese Kritik egal sein, sie bekommen für 499,- DM ein ausgereiftes Standardprogramm für den Macintosh, das in puncto Funktionsumfang sicher kaum Wünsche offenläßt und sich in dem Bereich unter 1000,- DM gegen alle (ehemaligen) Konkurrenten durchgesetzt hat. Ein Lob möchte ich Claris für die Preisgestaltung ihrer Produkte bei Studentenversionen machen: Hier verhält sich die Firma vorbildlich. Diese äusserst faire Preispolitik sorgt dafür, daß Studenten Programme kaufen können und nicht zum kopieren "verleitet" werden. Denn - wie es z.B. auch Kai Krause immer wieder predigt: Irgendwann werden alle Nutzer, ob legal oder vorerst illegal, zu Kunden. Günstige Einstiegspreise entziehen der fadenscheinigen Ausrede "Ist doch viel zu teuer" jegliche Grundlage - und erhöhrt nebenbei die Chance des Herstellers, einen hohen Marktanteil zu erreichen. Einige Softwarehersteller (einen Gruß an Quark ) sollten sich daran ein Beispiel nehmen.

Abschließend möchte ich noch anmerken, daß die Cross-Plattform-Kompatibilität von FileMaker - sowohl was das Dateiformat als auch die Bedienung betrifft - hervorragend ist. Es läßt sich nicht leugnen, daß das Cross-Plattform-Argument oft ausschlaggebend für den Kauf von Büro-Applications ist - zumindest in kleinen Arbeitsgruppen und Büros. Aber in diesem Bereich hat Claris von jeher Akzente gesetzt und wird es hoffentlich weiterhin tun.



Alexander Reppel
Im Überblick:
Vertrieb Apple Händler
Preis DM 499,-
Wertung: gut



Fazit:
Der Datenbank-Standard auf dem Macintosh mit vorbildlicher Cross-Plattform Kompatibilität. Um einen Versionssprung von 3.0 auf 4.0 zu rechtfertigen, hätte es aber ruhig ein wenig mehr sein dürfen.

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