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Greatest Hits - Volume II

DUNGEON MASTER

Obwohl das Spiel bereits 1989 erschien, ist es für mich immer noch eines der
besten je auf irgendeinem Computer erschienenen Spiele - ein Rollenspiel der
Extraklasse!

Story: Der Spieler lenkt vier Figuren in Echtzeit in das Dungeon (14 Levels
oder so) des bösen Lord Chaos, um ihn am Ende zu vernichten.  
Zum Spiel: Die vier Figuren sind bereits vorgefertigt, man kann aus insgesamt
24 Figuren wählen. Die Figuren entwickeln sich während des Spieles weiter.
Verbessert werden jene Eigenschaften, die oft verwendet werden. Durch
oftmaliges Zaubern verbessert sich beispielsweise die Fähigkeit zu Zaubern,
durch Zuschlagen die Fähigkeit, mit einer bestimmten Waffe umzugehen.


Die Charaktäre haben auch Hunger und Durst. Nur durch Essen und Trinken
verhindert man den vorzeitigen Exodus der Charaktäre. Wie praktisch, daß man
bestimmte Monsterarten nach dem Töten gleich verzehren kann. Skelette sind da
nicht so nahrhaft, aber fette, fleischige Würmer munden jeder Spielfigur. Da
diese verdammten Würmer auch sehr schwer zu erlegen sind, schmecken ihre Reste
später umso besser.

Die Grafik des Dungeons wird in schönstem 3D gezeigt. Wenn beispielsweise vier
Skelette auf den Spieler zulaufen, sieht man die Typen wirklich langsam aus den
Tiefen des Korridors auf sich zukommen. Viele logische Rätsel (seither oft
kopiert) und ein raffiniertes Magiesystem (für das man das Handbuch braucht)
sind nur zwei der weiteren Stärken des Programms. Der Schwierigkeitsgrad ist
anfangs recht simpel, wird jedoch später etwas schwerer. Allerdings ist das
Spiel nicht so extrem schwer zu lösen, auch ich habe es schließlich geschafft!


In den dunklen Gängen wird natürlich Licht benötigt. Dies kann entweder durch
Fackeln beschafft werden, oder durch Magie. Bemerkenswert ist, daß es nicht
nur die beiden Zustände dunkel oder hell gibt, sondern auch unzählige
Abstufungen. So wird es langsam immer dunkler, bevor eine Fackel ganz erlischt
oder ein Zauberspruch seine Wirkung verliert. Schaut echt gut aus.

Das ganze Spiel wird komplett mit der Maus bedient. Die Benutzerführung ist
sehr einfach und dennoch unheimlich komplex. Ohne Verwendung der Tastatur kann
man Gegenstände in sekundenschnelle untersuchen, essen, werfen, fallen lassen,
anziehen oder in die Hand nehmen. Die Steuerung gehört zu den Besten, die es
je am Computer gab.


Man kann schwer sagen, was so faszinierend an DM ist. Man muß es einfach eine
Zeit selbst gespielt haben, um die Faszination des Spieles zu spüren. Dieses
Gefühl, echt dort im tiefen Dungeon zu sein, wird nur von sehr wenigen anderen
Spielen erreicht.
Einfach genial. 

In der Ferne lungern ein paar Mumien herum. Scheinbar habe sie mich entdeckt,
denn sie kommen langsam näher. Ich gerate in Hektik. Mein Zauberer wirft eine
brennende Fackel auf die Monster, aber die Burschen bestehen anscheinend aus
Asbest-Mullbinden und zeigen sich unbeeindruckt. Da nun meine Fackel weg ist,
ist es natürlich verdammt dunkel. Schnell lasse ich meinen Zauberer etwas Licht
zaubern. Und nun schnell weg. Die Mumien verfolgen mich zwar, sind aber
gottseideank recht langsam. Bevor ich ihnen wieder entgegentrete sollte ich
vielleicht doch zuert ein paar Waffen gefunden haben. Oder ich locke die Mumien
unter ein Fallgitter, das ich ihnen auf den Kopf fallen lasse, sobald die
Mißgeburten darunter stehen. Hehe. Allerdings sind die Monster in DM mit einer
gewissen Intelligenz ausgestattet: So flüchten sie durchaus, wenn sie in der
Unterzahl sind oder verstecken sich an strategisch für sie günstigen
Positionen. Oder sie verfolgen die Party, wenn sie sich im Vorteil wähnen.


Man kann die Leistung von FTL nur noch mehr bewundern, wenn man bedenkt, wie
lange das Spiel schon am Markt ist. Man muß sich ja nur die damaligen
Konkurrenzprodukte ansehen! FTL (Faster than Light) war der Konkurrenz wirklich
um Lichtjahre voraus! DM braucht sich auch heute vor keinem anderem Programm zu
verstecken! 

Unzählige Spiele haben in späteren Jahren die Benutzeroberfläche von DM zu
kopieren versucht. Nur sehr wenige sind jedoch qualitativ auch nur in die Nähe
des Originals gekommen. Einer der besten Clones ist sicher die Eye of the
Beholder Reihe von SSI/Westwood. Am Amiga gibt es Teil 1 und 2. Auch Xenomorph
oder Black Crypt ist durchaus spielbar. Weiters haben sich Abandoned Places
1+2, Captive, Knightmare sowie Crystal Dragon (mehr oder weniger) schamlos am
Original bedient.


Dungeon Master erschien zuerst für den Atari ST (1988), erst fast ein Jahr
später kam es auch am Amiga heraus. Es war eines der ersten Programme, das ohne
einer Speichererweiterung auf 1MB nicht lief. Das Erscheinen des Spieles war
ein wesentlicher Grund für mich, mir damals eine (sündteure) 512KB-Erweiterung
für meinen Amiga 500 zu kaufen. Eine Version für nur 512KB war lange
angekündigt, ist jedoch schlußendlich nie erschienen.

In der ursprünglichen Version war das Programm mit einem sehr schwer zu
beseitigenden Kopierschutz versehen. Ich habe mehrere nicht 100%
funktionierende Versionen gesehen. Allerdings gab es auch zumindest einen
funktionierenden Crack, ein Freund von mir hat ihn damals nach langem Suchen
gefunden. Mein Original konnte ich ihm auch nach langem Flehen damals nicht
kopieren, der Kopierschutz war einfach zu gut.


Das Spiel ließ sich nicht von Festplatte spielen, allerdings gab es einen
Patch, mit dem man dieses Manko beseitigen konnte. Ich selbst habe DM auf
meiner HD installiert. Allerdings läuft die alte Version (2.0) leider nicht
unter Kick 2.x oder höher. Es gab neben der englischen Version auch noch eine
vollkommen deutsche Version.

Einige Jahre später erschien 1992 von Psygnosis die PC-Umsetzung des
Klassikers. Zeitgleich mit der PC-Umsetzung wurde von Psygnosis auch
die Amiga Version wieder auf den Markt gebracht. Das Game läuft nun auf allen
Amigas ohne Probleme (Version 3.6) und hat keinen nervenden Kopierschutz mehr.
Auch sind einige Details verbessert, beispielsweise sind nun alle drei Sprachen
(dt, franz, engl) auf einer Disk. Weiters gibt es nun eine Schlußsequenz. Viele
Spieler des Originals hatten sich nämlich über die völlig fehlende
Schlußsequenz geärgert. Der einzige grobe Fehler des Spieles ist leider die
immer noch fehlende Festplatteninstallation. Der Patch, der bei der alten
Version noch problemlos funktionierte, läuft nun nicht mehr. Dies ist auch kein
Wunder, da das Programm doch stark verändert wurde. Auf der Disk befinden sich
nun völlig andere Files.


Das Programm findet suf einer einzigen Disk Platz. Schon beim Original habe ich
mich gewundert, wie dies möglich war. Die Grafik ist nämlich wirklich
sehenswert. DM lädt beim Starten des Spieles relativ lange, allerdings wird
während des gesamten restlichen Spieles fast nicht mehr nachgeladen! Auch dabei
frage ich mich, wie die Programmierer alles in nur ein MB quetschen konnten!
Auch auf gute Soundeffekte muß der Spieler nicht verzichten. Diese werden mit
zunehmender Entfernung zur Tonquelle immer leiser, außerdem sind sie in Stereo.
Besondere Schockeffekte sind so natürlich auch möglich, wenn sich
beispielsweise die Party einer Wegbiegung nähert und man leise die Geräusche
eines Monsters hört. Geht die Party nun um die Ecke, kann es passieren, daß
der/die Dungeonbewohner nun genau vor einem stehen. Zusätzlich zum visuellen
Schreck wird nun das Geräusch der Monster viel lauter, was einen zusätzlichen
Gruseleffekt bringt.

Abgespeichert wird auf eine extra Disk. Dies ist jederzeit möglich, leider paßt
aber nur ein Spielstand auf eine Disk. Zum Speichern kann auch ein externes
Laufwerk verwendet werden, sodaß man während des gesamten Spieles völlig ohne
Diskwechseln auskommen kann.


Das Programm kann ich nur jedem empfehlen, der sich für Echtzeit-Rollenspiele
interessiert. DM ist wohl in jeder Hinsicht erstklassig. Ein Meilenstein in der
Geschichte der Fantasy-Rollenspiele!

Es gibt auch einen DM Editor von Softex, mit dem man verschlossene Türen öffnen
kann oder sich die Pläne aller Levels anzeigen lassen kann.

Einige Zeit später erschien die Erweiterungsdisk Chaos Strikes Back. Es handelt
sich dabei um eine Fortsetzung der DM-Story. Zusätzlich zum eigentlichen Spiel
besteht nun die Möglichkeit, die Charakterbilder selbst zu malen. Auch stimmt
ein Intro auf das Spiel ein, weiters gibt es eine Hilfsfunktion, wenn man nicht
weiterkommt. Das wird auch bald der Fall sein, denn der Schwierigkeitsgrad ist
extrem hoch! Das Programm ist nur für hartgesottene DM-Veteranen zu empfehlen.
2 Disks, Kopierschutz auch auf der neuen Version, die aber mit den neuen Amigas
problemlos zusammenarbeitet. Bei den meisten von Psygnosis vertriebenen
DM-Packungen liegt Chaos + Anleitung als zusätzlicher Bonus bei. Das nennt man
value for money!


Ein paar der damalige Pressemeinungen zu DM:

Happy Computer 2/88: 92%
ASM Hit 4/88 (Atmosphäre: 12/12)
Happy-Computer Special 2 (PowerPlay): Super! (95%)

Programm: Dungeon Master
Company: FTL (später von Psygnosis vertrieben)
Genre: Rollenspiel
Disks: 1
Sprache: vollkommen in Deutsch (bei neueren Versionen auch Englisch und
Französisch auf der Disk)
Kopierschutz: nur auf den alten Versionen, bei der Psygnosis-Version nicht
mehr.


benötigt: Amiga mit 1 MB. Ältere Versionen sind nicht kompatibel mit Amiga
600/1200/4000. Festplatte wird nicht unterstützt.


Im Jahre 1995 erschien der langerwartete und schon seit Jahren angekündigte
Nachfolger: Dungeon Master II (nur AGA, HD benötigt). Das Programm ist nicht
schlecht, jedoch kein so ein Oberhammer wie es einst das Original war. Wegen
mangelnder Konkurrenz wurde es dennoch Rollenspiel des Jahres 1995 in der
Powerplay. Auch ein PC Joker Hit zeugt für die gute Qualität des Spieles.


Wolfgang Unger