Was ich behalten konnte und verstanden habe war folgendes: Neben der CENTurbo I war natürlich die CT II in Entwicklung und stand wohl einige Wochen vor der Fertigstellung - das bedeutet, daß sie wohl jetzt in Frankreich zu haben sein sollte. Diese Turbokarte hat sich zu einem ausgewachsenen Monster mit 68040-Prozessor und Fast-RAM-Option, ISA-Slots und noch einigen Nettigkeiten mehr entwickelt. Nebenbei ersetzt die Karte noch die halbe Logik des Falcon, da die Entwickler auf kleine Bugs in drei oder vier der Logik-ICs des Falcon gestoßen waren.
Phenix
Neben dieser Karte machte natürlich auch der hauseigene Rechner namens Phenix seine Fortschritte. Zu diesem Zeitpunkt war nur noch nicht geklärt, für welche Grafikkarte und welches Keyboard/Maus-System man sich entscheiden soll. Inzwischen hat man sich für eine Matrox Mystique-Grafikkarte und das ADB (Apple Desktop Bus)-System entschieden, es werden also handelsübliche Mac-Tastaturen (wobei auch die Power-Key unterstützt wird) und -Mäuse anschließbar sein.
Dolmen
Zum Betriebssystem des Phenix, "Dolmen", konnte uns bereits einiges erzählt werden. Zuerst mal: das BS ist vollständig in Assembler geschrieben und soll demnach Geschwindigkeiten erreichen, die gewöhnungsbedürftig hoch sein dürften. Das gesamte Betriebssystem ist modular aufgebaut, einfaches Updating und freie Konfiguration sollten hierdurch also gewährleistet sein. Dolmen ist erstaunlich vielseitig, enthält es doch Treiber zum Laden der gängigsten Bildformate wie TIFF, TGA, GIF, JPG, PNG, PCX, BMP, IMG, etc. pp., und sogar Importfunktionen für FLI-, AVI- und Quicktime-Animationen. Ditherroutinen von Nearest Color bis Floyd-Steinberg sind ebenfalls vorhanden. Das Betriebssystem enthält, wie TOS auch, einen AES/VDI-Teil, "Cecile" genannt, der sich durch hohe Geschwindigkeit und große Flexibilität auszeichnet. Ein Beispiel hierfür ist das Abspielen eines Films, welches scheinbar beispiellos einfach ist; denn auch hierfür stellt Dolmen entsprechende Routinen bereit. Die Darstellung des Films wird hier über ein Cecile-(AES-)Objekt geregelt, das man einfach in die Resource einbaut - den Rest des Abspielens übernimmt das System. Ein Movieplayer wird sich dadurch auf zehnminütige Programmierarbeit reduzieren.
Eine Information, die viele User und Softwareentwickler beruhigen dürfte, ist, daß Dolmen abwärtskompatibel zu TOS sein soll. Im Klartext heißt das, daß saubere GEM-Programme einwandfrei laufen sollen. Laut Centek wurden auch schon diverse Tests mit Software aus französischen und deutschen Landen gefahren, die wohl größtenteils erfolgreich verlaufen sind. Teile von Dolmen sind auch als Aufsatz für den Falcon bereits vorhanden, diese Systemerweiterung läuft allerdings nur auf mindestens einem 68040-Prozessor. Das liegt daran, daß Dolmen eben voll und ganz in Assembler geschrieben und kompromißlos auf 68040-Code optimiert ist.
Teile der Dolmen-Routinen, die im 030er-Code vorliegen, waren bereits in den Tools zu sehen, die uns Rudolphe mitbrachte. So enthält CENTView z.B. die Dolmen-Grafiktreiber. CENTView ist ein kleiner aber feiner und vor allem schneller Bildviewer für diverse Bildformate für den Falcon. Im Test lief das Programm mit ScreensPain und sogar unter MagiC einwandfrei, unter Screenblaster scheint es leider noch Probleme mit dem Auflösungswechsel zu geben. Die Geschwindigkeit, die CENTView beim Anzeigen der Bilder an den Tag legt, ist allerdings erstaunlich und schlägt auch die APEX-Viewer um Längen.
CENTBench ist ein winziges Testprogramm, daß die Taktraten von Bus, CPU und FPU ausrechnet und darstellt. Dieses Tool ist wohl nur nebenbei und zum Austesten der eigenen Turbokarten und des Phenix entstanden.
Im großen und ganzen war das das interessanteste, das bei mir hängengeblieben ist - ich will den geneigten Leser nicht mit Geschichten über Demoprogrammierung langweilen ;-) Ich kann abschließend sagen, daß aus Frankreich wohl noch einige interessante Dinge zu hören sein werden - ich werde jedenfalls die Ohren aufsperren. Die Gigafun ist eine Convention, die sich jeder Interessierte einmal ansehen sollte - hervorragend organisiert und mit einer Menge interessanter Neuigkeiten. Natürlich wird Otto-Normaluser jeden, der sich sechs Tage und Nächte lang mit hundert anderen Freax vor den Rechner setzt, für verrückt erklären - aber so ist die Demoszene nun mal. ;-)
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Letzte Aktualisierung am 16. Oktober 1997