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6. Übersicht: Der neue AmigaOne und das AmigaDE (von Stefan Czinczoll)

Das Amiga Digital Environment soll mehr bieten als herkömmliche Betriebssysteme. Es zielt in eine Richtung, der in Fachkreisen immer mehr Bedeutung eingeräumt wird für die Zukunft von Rechneranwendungen: Nämlich die Nutzung verteilter Ressourcen innerhalb eines Systems. Dementsprechend finden sich auf der untersten Ebene des AmigaDE, nämlich der physikalischen Schicht, sämtliche Hardware-Geräte: Festplattenspeicher, Prozessor(en), Sound- und Grafikkarten, Drucker, etc.

Auf der nächsten Ebene finden sich die Komponenten, welche aktuell von der TAO-Gruppe entwickelt werden: Das Elate REAL-Time OS, das AVE (Audio Visual Environment) und das von SUN zertifizierte Java Runtime Environment. Dazu kommen weitere von Amiga entwickelte Komponenten, wie das Amiga Object Model und eine Portierung der bekannten Mesa-3D Grafik-Bibliotheken. Diese Schicht bildet die Amiga Foundation Layer.

Zusätzlich wird an einer neuen Programmiersprache gearbeitet, welche das Arbeiten in der Kommandozeile direkt (aka Shell), den Einsatz als Skriptsprache, zur Prozeßkontrolle und Anwendungsentwicklung ermöglichen soll. Der vorläufige Name dieser Eigenentwicklung lautet "Sheep". Zudem ist auf der Webseite von REBOL eine experimentelle Version dieser Sprache für Elate zu finden.

Die nächste Schicht bietet mit dem Amiverse eine echte qualitative technische Neuerung: Das Amiverse ist ein digitaler Datenraum, welcher sich auf eine einzelne Maschine oder über beliebig viele Rechner erstrecken kann. Hierin kann der Benutzer alles tun, was man sich innerhalb von Computern vorstellen kann: Ausführung von Anwendungen, Import/Export von Datenobjekten, Produktion und Konsumierung digitaler Inhalte, etc.

Diese Entwicklung zusammengenommen mit dem Konzept des Virtuellen Prozessors von TAOs Elate kann man sicher ohne Übertreibung als kleine technische Revolution bezeichnen. Amiga sollte sich diesmal nicht scheuen, eine offensive Werbestrategie zu fahren, sobald das System steht und präsentabel ist. Ist dies doch einer der wenigen Aspekte, wo der neue Amiga dann noch Schwächen gegenüber der großen Konkurrenz hat.

Zu schön um wahr zu sein? Gut, hier kommen die unangenehmen Nachrichten: Laut Eytech ist die Benutzung eines G3/G4-Prozessors fast unabdingbar, um in den Genuss des Amiverse zu kommen. Immerhin sollen bei Other World Computing noch G3-Prozessoren mit 266Mhz für 35$ erhältlich sein (www.macsales.com).

Sowohl für die Emulation des Classic-AmigaOS wie für den Einstieg in das AmigaDE ist erstmal ein G3/G4-Board als Voraussetzung anzusehen. Als Alternative soll es möglich sein, das AmigaDE auf ein Linux-System aufzusetzen. Dies ist aber sicher nur ein schwacher Trost für alle User, die sich für viel Geld eine Blizzard/CyberstormPPC-Karte unterhalb von G3 zugelegt haben, zumal es noch keine Linux-Variante gibt, die z.B. den SCSI- Controller der Cyberstorm vernünftig unterstützt.

Für alle, die eh vorhaben, sich einen neuen Rechner zuzulegen, ist der AmigaOne aber auf jeden Fall eine gute Wahl.

Bei Amiga selbst finden sich unter dem Namen "Zico" folgende Spezifikationen:

Wie es aussieht, wird es den AmigaOne als Erweiterung für den 1200 und A4000 und zusätzlich als eigenständigen Rechner geben.

Für das AmigaDE bleibt nur zu hoffen, daß die Benutzung der Blizzard/Cyberstorm-Hardware und bestehender SCSI-Komponenten nochmals überdacht wird oder eine entsprechend gute Einbindung z.B. in APUS-Linux erfolgt.

Insgesamt bleibt das AmigaDE sicher eine der spannendsten aktuellen Entwicklungen auf dem sich rasch entwickelnden Rechnermarkt.

Links:

http://www.rebol.com/xpers/xpers.html

http://www.macsales.com/

http://www.amiga.com/products/one/specs.shtml

http://www.amiga.com/products/one/faq.shtml

http://www.amiga.com/press/zine/8-1-00/AmigaDE/

http://www.eyetech.co.uk/NEWS/AMIGA001.HTM

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