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1. Erfahrungsbericht: Amiga-Einbau in PC-Tower (von Klaus Moddemann)

Wer von uns, der einen A4000 im Desktop-Gehäuse hat, wünscht sich nicht einen großen Tower? Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, mir einen Tower von Mikronik oder RBM zu kaufen, aber 600 DM nur für ein größeres Gehäuse und ein paar Steckplätze mehr, die ich sowieso nicht brauche?? Nein, das konnte es wohl nicht sein. Als ich dann im letzten Sommer in einer Maschinenbaufirma meine Ausbildung begann, kam mir die Idee, selbst einen Tower zu bauen, bzw. einen PC-Tower an meine Freundin anzupassen. Also besorgte ich mir einen AT-Bigtower und ging es an.

Noch eines vorweg, bevor man sich für diesen Zweck irgendeinen Tower besorgt, sollte man die folgenden Dinge beachten:


1. Ich übernehme keine Haftung für irgendwelche Schäden, die durch diese 
 Umbaueinleitung entstehen könnten. 
2. Der Umbau basiert auf der Tatsache, dass ein Teil des alten Gehäuses 
 weiterverwendet wird. 
3. Der Tower sollte soviel Platz bieten, dass man das Mainboard 
 ca. 4-5cm über dem Bodenblech einbauen kann, damit man zum einen noch 
 die Steckkarten anschrauben und zum anderen den Mouseport noch benutzen 
 kann, 
4. Der Schalter für das Netzteil liegt in der Mitte, neben den 3.5"- 
 Schächten, da sonst der oberste 5.25"-Schacht kaum zu benutzen ist. 
5. Der Tower sollte bereits eine passende Rückwand für ein Standard-PC- 
 Netzteil haben, es sei denn, man hat wie ich Zugang zu CNC-Fräsen. 
  

Doch nun schreiten wir zur Tat: Als erstes habe ich alle überflüssigen Teile mit einer Flex (oder in Fachkreisen auch Schleifhexe oder Trennjäger genannt ;) ) aus dem Tower geschnitten, wie z.B. die alten Halterungen für Steckkarten und eine Strebe, die den Einbau behinderte. Dann spannte ich in einen Schraubstock ein Stück U-Stahl und spannte darauf dann mit einer Schraubzwinge das alte Desktop-Gehäuse und trennte den Teil für das Netzteil und den LW-Träger ab. Was ich nicht getan habe, aber unbedingt zu empfehlen ist, ist auch noch ein Stück vom senkrechten Teil der Front abzuschneiden, so ungefähr bis dorthin, wo die Halterung für das Daughterboard angeschraubt wird. Dies ist nötig, da sonst der 3.5"-Käfig nicht eingebaut werden kann, weil eben dieses Blech im Weg ist.

Nun kommt die erste "Anprobe", ich habe das alte Gehäuse in den Tower gelegt, um zu sehen, wie es paßt, und um anzuzeichnen, wo ich am Tower Teile der Rückwand entfernen muß. Diese Bereiche habe ich dann angezeichnet und dann mit der Flex herausgeschnitten. In meinem Fall mußte ich ein Stück für das alte Gehäuse und das neue Netzteil enfernen, da die Bohrungen am Tower nicht mit denen des Netzteils ubereinstimmten. Hat man alle nicht benötigten Teile herausgetrennt, müssen als nächstes die Kanten entgratet werden, da man sich sonst sehr schlimme Schnittwunden zuziehen kann, dazu benutzt man am besten eine kleine 3er-Feile.

Nun paßt man das alte Gehäuse optimal in den Tower ein und fixiert es mit ein oder zwei Schraubzwingen, damit es nicht verrutscht, wenn man es befestigt. Man kann es entweder festschrauben, dann muß man sich jedoch damit abfinden, dass die Schrauben entweder im Innern beim Einbau etwas stören oder außen eine kleine Verletzungsgefahr darstellen. Die andere Möglichkeit ist, das Gehäuse durch Schweißen endgültig zu fixieren, was mir persönlich am besten gefiel.

Wichtig beim Schweißen ist, dass man auf sehr kleinen Stromstufen und auch nur sehr kurze Nähte zieht, da sich sonst das ganze Blech verzieht, was dann zum einen sehr unschön aussieht und zum anderen die Gefahr besteht, dass der Rechner sich nicht mehr einbauen lässt oder dass man große Löcher ins Blech brennt. Außerdem sollte man das Blech vorher noch etwas mit Wasser einsprühen, damit sich beim Schweißen keine Spritzer auf dem Blech festbrennen.

So, wer die Rückwand des Towers auch an ein neues Netzteil anpassen muss, der schaue sich die Zeichnung an, dort habe ich die Maße für die Bohrungen eingetragen. Die eingetragenen Maße beziehen sich nicht auf die Bezugskanten des Netzeils, es handelt sich dabei um absolute Maße, die auf das Blech zutreffen, wie es für meine Anforderungen passend war. Von den x- Werten muß man 410mm und von den y-Werten 60mm abziehen, dann hat man die Maße zu den Bezugskanten des Netzteils. Wenn die Position im Tower ermittelt ist, müssen die entsprechenden Werte in X und Y (gemessene Werte vom Boden des Gehäuses zu den Bezugskanten des Netzteils) zu den Koordinaten addiert werden. Ein Beispiel ist in der Zeichnung leider nicht enthalten.

Zeichnung

Jetzt schneide man ein Blech (ist nur für die, die die Rückwand ans Netzteil anpassen müssen), das so groß ist, dass es die ganze Rückwand bedeckt, außer die Bereiche, wo der Deckel angeschraubt wird, zurecht und zeichnet darauf die Positionen für Bohrungen und Ausnehmungen an. Bei den rechteckigen Ausnehmungen sollte man am besten auf den Ecken 8mm-Löcher bohren und dann mit einer Stichsäge das Rechteck ausschneiden. Wer Zugang zu einer CNC-Fräse hat, macht es am besten damit. Ein 3mm starkes Blech zurechtschneiden, waagerecht in den Schraubstock spannen, selbst ein Programm schreiben oder von einem Kollegen/Bekannten schreiben lassen und ausfräsen. Dabei sollte man dann allerdings einen HSS und keinen HM-Fräser verwenden, denn die HM's brechen bei Vibrationen ziemlich schnell ab... ;-)) Wichtig bei der Bearbeitung mit einer CNC-Fräse ist, daß man das Blech 100prozentig winklig schneidet, da es sonst im Schraubstock "flattert", dadurch brechen die dünnen (4mm-) Fräser sehr schnell ab.

Wer das alte Netzteil weiterbenutzt, kann einfach das entsprechende Stück von dem Desktopgehäuse abschneiden und auf die Rückseite des Towers schrauben/schweißen.

Das Blech nach dem Sägen noch schnell entgraten und dann schweißt oder schraubt man dieses Blech auf die Rückwand des Towers.

Jetzt sollte man den Tower gründlich reinigen und dann lackieren, da er sonst rosten würde. Ich habe ihn mit ganz normalem Sprühlack aus der Dose lackiert.

Jetzt ist der Tower eigentlich auch schon bezugsfertig.

So, wer ein PC-AT-Netzteil verwenden will, so wie ich, der sollte jetzt ganz genau aufpassen!!! Wer glaubt, die Pinbelegung durch Messen der einzelnen Adern herauszufinden, liegt falsch!! Denn 5V sind nicht gleich 5V!! Ich habe diesen Fehler gemacht und dabei fast meinen Amiga 4000 geräuchert. Das Beste ist, wenn man das neue Netzteil öffnet und nachschaut, was bei den einzelnen Adern auf der Platine steht, wo sie aufgelötet wurden. Die Belegung des alten Netzteils ist:


blau (2x) -----> Masse  
gelb -----> +5V  
rot -----> -12V 
orange -----> +12V 
braun -----> PowerGood 
   

Was genau es mit dem PowerGood auf sich hat, kann ich nicht sagen, allerdings gab es eine entsprechende Leitung auch beim PC-Netzteil, also nehme ich an, daß alle Rechner erst ihre Stromversorgung überprüfen, denn als ich erst eine -5V-Leitung an die PG-Leitung gelötet habe, hat der Rechner nicht funktioniert.

Hat man dann alle Kabel richtig zusammengelötet, kann der erste Testlauf starten.

Worte des Danks:

Dank an Christian Becker, Du hast mir Beine gemacht die Sache selbst zu erledigen...

Dank an Hans-Jörg Küper für das CNC-Programm, es hat genau gepasst... Dank an Oskar Sterzenbach für Ihre Nachsicht...

Und Dank an alle, die ich hier nicht aufgezählt habe, die mir geholfen haben, das Projekt zu verwirklichen (ich weiß, klingt bescheuert).

Wer Fragen hat, wende sich bitte an folgende Adresse:

Klaus Moddemann
Samberg 3
48629 Metelen

klaus@mlnet.de
ICQ #25089397

Klaus Moddemann <Elfmagier@gmx.de>

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