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 Konzertbericht: Stratovarius & Rhapsody & Sonata Arctica

Am 12.4.00 war es endlich wieder soweit: Stratovarius, zusammen mit zwei wirklich hervorragenden Support Act`s (für die es beide die erste Tour war) im Vorprogramm, kamen wieder in die Bochumer Zeche - keine Frage, nach dem tollen "Infinite" Album durfte man sich das auf keinen Fall entgehen lassen.

Also ging`s am frühen Nachmittag zusammen mit einem Kollegen Richtung Bochum, wobei wir vorher aber noch bei Media Markt reingeschaut haben, wo ich mir die neue "Dream Theater" Single "Through Her Eyes" (Review in dieser Ausgabe) gekauft habe. Das nur so nebenbei, denn als wir an der Zeche angekommen waren, durften wir noch einige Zeit warten, die wir sinnigerweise in der angegliederten Kneipe verbrachten. Irgendwann war dann auch endlich Einlass und wieder einmal konnte ich mir einen Platz in der ersten Reihe ergattern.

Es dauerte auch nicht mehr lange und schon kamen die blutjungen Newcomer Sonata Arctica auf die Bühne und vermochten von der ersten Sekunde an das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Neben den wirklich guten Songs war bei Sonata Arctica vor allem der Sound astrein und die Band (insbesondere der Sänger) versprühte Charisma ohne Ende. Es war schon erstaunlich, wie gut Sonata Arctica das Publikum im Griff hatten und dieses wiederum dankte es der Band mit mehr als nur Höflichkeitsapplaus. Insbesondere bei Nummern wie "Kingdom For A Heart" (Gänsehaut) oder "UnOpened" schlug der Stimmungspegel deutlich nach oben aus. Schade, dass die Band darauf verzichtete, den Opener "Blank File" des aktuellen Albums zu spielen, aber bei weniger als einer halben Stunde Spielzeit ist dies auch nicht weiter verwunderlich. Und bevor wir zur zweiten Band kommen, noch eine kurze Anekdote: Eine Freundin von mir war ebenfalls auf diesem Konzert und hat mit Metal normalerweise weniger am Hut, auch wenn ich ihr diverses Material mal auf Tape kopiert hatte - und sie davon eigentlich recht angetan war. Wie auch immer, sie war halt auch da und beobachtete das Geschehen von weiter hinten und sagte nach dem Konzert, daß ihr persönlich Sonata Arctica am besten gefallen haben (Erklärungen folgen)...

Ich persönlich war an diesem Abend sehr gespannt auf Rhapsody, die zwar zwei hervorragende Metal meets Klassik Alben rausgehauen haben, aber bisher auf keine Liveauftritte verweisen konnten. Insofern war ich sehr gespannt, was das so geben würde. Die erste (kleinere) Enttäuschung, mit der ich aber schon gerechnet hatte, erfolgte, als die Band die Bühne betrat: Von einem Orchester war weit und breit nix zu sehen und somit musste sehr viel vom Band eingespielt werden, worüber man noch gerade hinwegsehen konnte. Allerdings war der Sound mittlerweile dermaßen beschissen, dass man von den Vocals fast gar nix mehr verstanden hat und der holprige Drumsound (die Band hat `nen neuen Drummer) stark im Hintergrund versandete. Die Band war zwar sichtlich in Spiellaune (insbesondere sei hier Luca Turilli zu nennen, der auf der Bühne fast wie eine Kopie von Joey DeMaio von Manowar aussah) und schaffte es auch ohne Mühe die Zeche zum Kochen zu bringen, aber die Offenbaarung war es nun auch wieder nicht. Die Tracklist war natürlich auch viel zu kurz, enthielt aber mit "Warriors Of Ice", "Emerald Sword" und "Land Of Immortals" alle nötigen Highlights der beiden bisher veröffentlichten Alben. Insgesamt also ein netter Auftritt, der vor allem durch technische Probleme viel von seiner Faszination verloren hat - aber ich bin mir sicher, dass dies bei einer baldigen Headliner Tour (die hoffentlich kommen wird) der Vergangenheit angehören wird, zumal man dann die Möglichkeit hätte, auch die Klassikpassagen Live zu spielen...

Große Worte hatte Stratovarius Bandchef Timo Tolkki im Vorfeld zu dieser Tour gesprochen - u.a. war von einer gigantischen Liveshow sowie der längsten Tracklist im Verlauf ihrer Karriere die Rede. Letztere schaffte es leider nicht nach Bochum, da dort die Anwohner drauf bestehen, dass um 23 Uhr Schluss zu sein hat. Also wurde uns in Bochum ein abgespecktes Programm präsentiert, wohingegen bei anderen Gigs von dieser Tour ein deutlich längeres Set gespielt wurde. Na ja, dafür konnte die Band natürlich nix und als Stratovarius nach einer längeren Umbaupause endlich ihr Set mit "Hunting High & Low" eröffneten gingen die Probleme gleich weiter: Timo Tolkki hatte von Anfang an massive Probleme mit seiner Gitarre, was schließlich dazu führte, daß man "Hunting High & Low" nur mit Bass, Drums und Keyboards zu Ende bringen musste. Zwar hörte sich insbesondere das improvisierte Keyboardsolo sehr interessant an, aber der Ausfall der Gitarre hatte zur Folge, daß nach dem Song erneut eine 10minütige Pause eingelegt werden musste - sehr zum Unmut der Fans. Die Band überbrückte diesen Leerlauf zwar noch mit einigen Gags sowie einem kleineren Drumsolo von Meisterdrummer Jörg Michael, dem sich ein kurzes Keyboardsolo anschloss, aber zumindest mir wäre das reguläre Set lieber gewesen. Denn durch den Ausfall ging erneut Zeit verloren, was zwangsläufig zu einer Kürzung des Sets führen musste. Nachdem dann endlich die Gitarre in Ordnung gebracht wurde, ging es auch endlich mit "Millenium" weiter und weitere technische Probleme blieben uns gottseidank auch erspaart. Und tatsächlich spielte die Band heute wie aus einem Guss und die Fans gingen stimmungstechnisch auch sehr gut mit - die gigantische Bühnenshow beschränkte sich allerdings auf eine Wand im Hintergrund auf der immer wieder neue Bilder gezeigt wurden, wobei man insbesondere beim zehnminütigen "Infinity" (für mich das Highlight der Show) davon massiven Gebrauch machte und den Fan mit zahlreichen Effekten in seinen Bann zog. Das war es dann aber auch schon von der Show Seite; auf Pyros etc. musste man leider verzichten. Entschädigt wurde man teilweise mit der Setlist, die zwar keine Überraschungen bereithielt, aber mit "Father Time", "Black Diamond", "The Kiss Of Judas" oder auch "Season Of Change" dennoch genügend Highlights enthielt. Und da auch spielerrisch bei Stratovarius heute alles im grünen Bereich war (Timo Kotipelko war bei glänzender Stimme), die Spaßvögel nicht zu kurz kamen (Finnisch sprechende Fans hören sich immer wieder witzig an), der Sound auch ganz ok war und ich ein Plektrum gefangen habe, hat es sich im Endeffekt doch gelohnt, Stratovarius zu sehen, auch wenn ich einige Tracks vom aktuellen Album ("Freedom", "Glory Of The World") und von den älteren Alben ("Legions", "Against The Wind", "Antheme Of The World", "Hold On To Your Dream") vermisst habe - aber dies war wahrscheinlich auch nur in Bochum der Fall....

Alles in allem also ein nettes Konzert, das zwar nicht als "bestes Metal Konzert" in die Geschichte eingehen wird, aber dennoch durch kurzweilige Unterhaltung und spielerische Klasse zu überzeugen vermochte. Setlist (falsche Reihenfolge!) Sonata Arctica: 1. Destruction Preventer 2. My Land 3. Kingdom For A Heart 4. UnOpened 5. Replica 6. 8th Commandment

Rhapsody: 1. Intro + Epicus Furor 2. Emerald Sword 3. Eternal Glory 4. Wisdom Of The Kings 5. Land Of Immortals 6. Flames Of Revenge 7. Ira Tenax + Warriors Of Ice

Stratovarius: 1. Hunting High & Low 2. Drum & Keyboard Solo (Unterbrechung; siehe oben) 3. Millennium 4. Season Of Change 5. S.O.S. 6. Phoenix 7. Father Time 8. Paradise 9. Infinity 10. Forever 11. Paradise 12. Episode (Intro) + Speed Of Light 13. Black Diamond 14. The Kiss Of Judas