An neuen Ideen, Konzepten oder Technologien - die jeweiligen Erfinder schmücken sie natürlich gern mit Attributen wie bahnbrechend, revolutionär, nie dagewesen - herrscht in der IT-Branche wahrlich kein Mangel. Nicht wenige davon verschwinden indes kurze Zeit später wieder in den Schubladen der Schreibtische, aus denen sie mit soviel Elan herausgezogen wurden. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Der Weg vom Konzept zum fertigen Produkt ist lang, gerade für kleine
Firmen häufig zu lang. Und wenn der Innovationsschmiede nicht von selbst die (finanzielle) Luft ausgeht, wird sie eben aufgekauft, und auf diese Weise ein Produkt, das anderen in der Branche gefährlich werden könnte, verhindert. Sun Microsystems braucht bei Java zumindest in dieser Hinsicht kaum Angst zu haben. Dennoch mußte und muß man sich Angriffen von bestimmter Seite erwehren, die allerdings auf ausgesprochen subtile (Kritiker dieses Lagers werden es vermutlich eher perfide nennen) Weise erfolgen. Wir werden hierauf zurück kommen. In dieser Einführung und den folgenden Teilen soll es also um die Java-Technologie gehen. Wir werden uns zunächst die Entstehungsgeschichte ansehen und in diesem Zusammenhang versuchen zu klären, was Java überhaupt ist, wozu es dient, wem und warum es nützt - oder eben nicht - und welche Vorzüge und Nachteile Java mit sich bringt.
Zur Entstehungsgeschichte von Java
1990 plante Patrick Naughton, seinen Job als Programmierer bei Sun Microsystems an den Nagel zu hängen, und zu NeXT zu wechseln. Er hatte es satt, die unzähligen unterschiedlichen APIs unter einen Hut bringen zu müssen, die seinerzeit beim Hersteller von Highend Unix Systemen in Gebrauch waren. Sein Freund (und CEO) Scott McNealy bat ihn, eine Aufstellung von Beschwerden und Verbesserungsvorschlägen zusammenzutragen. Es stellte sich heraus, daß viele Mitarbeiter bei Sun so dachten wie Naughton. Dies führte zur Gründung eines Teams, das die Freiheit bekam, zu tun und zu versuchen, was es wollte. Zunächst wurde untersucht, was der Gruppe (die den Codenamen "Green" trug) an den verfügbaren consumer electronics Geräten (vom Video-Recorder zum Game Boy) gefiel, und was nicht. Es wurde sehr schnell offensichtlich, daß eines der größten Mankos die fehlende Kompatibilität war. Jedes Gerät hatte eine andere CPU, die Funktionen waren gewissermaßen 'hand-verdrahtet', was das Hinzufügen neuer
Funktionen oder Konzepte schwierig bis unmöglich machte. Aber auch die Bedienung der Geräte war alles andere als einheitlich. Jedenfalls führten die Bemühungen des Teams, zu dem auch Bill Joy und James Gosling gehörten, zur Entwicklung einer neuen, objektorientierten
Programmiersprache. Zur Frage, warum diese Sprache gerade "Oak" hieß, gibt es wie so oft in der Branche mehrere mögliche Erklärungen. Die eine ist, daß es sich hierbei um ein Akronym handelt: Object Application Kernel.
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