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Javas Zukunft
Denkt man über die rasche Verbreitung von Java im Internet nach, liegt der Schluß nahe, daß Java das Werkzeug für Client-Server-Anwendungen und grafischen Animationen im WWW wird. Einzig die durch den Interpreter bedingte langsamere Ausführungsgeschwindigkeit von Java-Programmen und das konzeptionell nicht besonders geeignete HTTP (HyperText Transfer Protocol) zur Übertragung der mehreren Bytecode-Dateien pro Applet, hemmen den Endspurt von Java noch. Trotzdem schickt sich Java an, das Internet nach dem WWW erneut zu revolutionieren. Bei Erscheinen dieses Artikels sollte Sun Microsystems das JDK 1.1 fertiggestellt haben. Neben Verbesserungen in den APIs (z.B. Zwischenablage und Drag&Drop) sind die Voraussetzungen für Java Beans erfüllt (Java Beans ist eine Technik, die Applikationen aus einzelnen Komponenten zusammensetzt).
Für die Software-Industrie eröffnen sich mit Java neue Vertriebswege. Beispielsweise erhält der Anwender nur noch die Teile einer Software die Objektklassen aus dem Internet, die er benötigt. Updates lassen sich ebenfalls einfacher durchführen. Ein Mausklick genügt und die neueste Version der Software wird geholt. Natürlich bekommen die Hersteller damit auch eine neue Möglichkeit zur Berrechnung des Verkaufspreises an die Hand: Per Electronic Cash muß für jede geladene Objektklasse eines Programmpakets extra gezahlt werden. Dank der ständigen Verbindung über das Internet zum Hersteller, kann der Anwender jederzeit auf die aktuellste Version des benutzten Programmes zurückgreifen.
Doch schon versucht der Software-Riese Microsoft mit einer eigenen Entwicklung namens ActiveX zumindest die Windows-Anwender auf eine eigene Architektur zu locken (eigentlich wurden lediglich die bekannten Microsoft-Techniken COM, OLE und OCX unter einen Hut gebracht). Die Java-Verfechter kritisieren, daß ActiveX auf Binärebene nicht portabel ist und ein weniger stark ausgeprägtes Sicherheitskonzept verfolgt. Auf die Ankündigung von Microsoft, den eigenen Java-Interpreter mit ActiveX zu verbinden, wurde die `100 Percent Pure Java`-Initiative (http://www.javasoft.com/100percent/index.html) ins Leben gerufen, um der Aufweichung von Java entgegen zu wirken.
Jürgen Koneczny
Das Geheimnis Java - 11 / 12
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