Thomas: Michael, welche Aufgabe übernimmst Du bei der Mac-Portierung?

Michael: Am Mac-Port bin ich 'beteiligt' in der Art daß ich den Port koordiniere (wie Roman und später Jes für m68k) nachdem Alan Cox, der die Hauptarbeit geleistet hatte, sich jetzt mit dem MIPS-Port rumschlägt.

Thomas: Wie kamst Du zu einem Mac - sie sind schließlich nicht grade billig?

Michael: Erstmal stehen bei mir im Labor nur Macs, kein PC. Für einen Linux-User bitter... aber die UCB hat wohl ein 'besonderes Verhältnis' zu Apple.
(Anmerkung: Michael arbeitet an der Berkerley Universität in Californien)
Der Mac auf dem ich Zuhause Linux-Kernel und Debian/68k teste wurde mir leihweise von Randy Thelen aus dem Mac-Port zur Verfügung gestellt (damit ich nicht für jeden neuen Kernel immer im Regen zur Uni fahren muß).
Daß Macs nicht billig sind (in Europa, in den USA kriegt man z.B. als Student an der UC einen satten Preisnachlaß), ist Apples größtes Marketing-Problem. Deshalb hatte ich mir auch selber vor 6 Jahren einen Falcon gekauft.

Thomas: Wie kamst Du zu Linux bzw. an das Debian-Projekt?

Michael: Zu Linux kam ich über den Atari - auf der ProTOS 1994 in Hennef wurde der m68k-Port vorgestellt, und wir hatten in der Uni einen TT rumstehen auf dem ich diese Versionen ausprobiert habe, später dann auf dem Falcon. Wir hatten in der Uni zu der Zeit schon Linux laufen, da war der Einstieg nicht so schwer.
Ans Debian-Projekt bin ich über die Ankündigung in der mailing list gekommen; mit Internet-Zugang in der Uni war's nie ein Problem die vorher verfügbaren 'filesystem kits' zu kriegen, aber das (immer noch weit verbreitete) sogenannte "watchtower-2" filesystem war nicht optimal für zukünftige Upgrades geeignet. Debian bot da die eingebauten Sicherheitsfeatures bei Installation und Upgrade, so daß man sicher sein konnte, daß Upgrades nichts am System kaputtmachen.
Zunächst mal aber hieß das selbst Pakete bauen und das Basis-System testen. Da wird man dann schnell mit zum Entwickler (ist aber in der letzten Zeit nicht viel Zeit für geblieben).

Thomas: Was ist das Besondere an diesem Mac Port (meiner Meinung nach existiert einer, der auf dem Mach Microkernel basiert)

Michael: Der Mach-Port (MkLinux) ist für PPC-basierte Macs, nicht für 68k Macs. (Und für PPC gibt's auch 'echtes' Linux, dem Vernehmen nach schneller und stabiler, und MkLinux hat von dem was ich gesehen habe ein paar sehr unkonventionelle = nicht portable Abkürzungen genommen).
Das Besondere am Mac-Port ist, daß es von Apple so gut wie keine Dokumentation der Hardware gibt, zumindest nicht ohne NDA. Einiges kann man aus den Tech Notes sehen (mehr raten), aber wie genau z.B. der ADB-Bus für's Keyboard programmiert wird, ist nur für die ganz alten Macs und nur sehr spärlich dokumentiert. In dem Fall mußte ein Mac-Experte in Berlin den Logic-Analyzer an den Mac hängen und mir beschreiben was genau am Controller passiert ...
Sachen wie ein Floppy-Controller in Software über den Sound Chip, oder SCSI ohne DMA mit einer Art Hardware-Handshake lassen einen öfters an den Apple-Ingenieuren zweifeln. Aber es ist genug Standard-Hardware drin, wenn auch komisch angesteuert.

Linux/68k - Teil 2 - 4 / 7


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