Tori Amos wird schwieriger und weniger eingängig. Wer das mag, was sich bereits auf "Boys for Pele" andeutete, kommt auf seine Kosten. Wer in ihr immer noch die logische Fortsetzung der netten "Kate Bush-Liedchen" sieht, bleibt auf der Strecke - gut so!
Bereits der Opener, die Single-Auskoppelung "Spark" bestätigt diese Theorie. Mit einer Reihe vertrackter Stellen stellt sich nie so richtig ein Hit-Titel-Gefühl ein, was manchen vielleicht irritieren mag, mich aber eher "positiv berührt". Bereits in der Folge, mit "Cruel", setzt sich dieser Trend fort - ein ziemlich schwer verdauliches Stück Amos-Musik, dessen Songstruktur schwer zugänglich
und erst nach mehrmaligem Hören erkennbar ist. Dabei ist gerade dieser Titel sehr innovativ instrumentiert - an allen Ecken und Enden klackert was, erkennbar sind auf jeden Fall ein Marimbaphon und rückwärts-aufgenommene Pauken. Weiter gehts. "Black Dove-January" eine Ballade und für mich eines der absoluten Top-Songs dieser CD. Was für eine Intensität in Stimme und Pianospiel, hier partiell in gedämpfter Abnahme des Klangkörpers, mehrfach nachbearbeitet. Orchestral inszenierte Passagen treiben diesen Titel durch die gut fünf Minuten -kaum faßbar, ohne Hit-Refrain - sehr beeindruckend.
Chorus-Gitarren, teilweise rückwärts wiedergegeben und ein Stampfrhythmus, der gelegentlich auch auf früheren Werken mal auftauchte, ein Pianospiel im Rockabilly-Takt, chaotische Stimm-Collagen: "Raspberry Swirl" - nicht gerade mein Favorit dieser CD - profan und nervend.
"Jackie´s strength" ist dann wieder eine "klassische" Amos-Ballade. Phantastische Stimme, filigranes Pianospiel, Streicherarrangements - vermutlich das traditionellste Amos-Stück dieser CD. Fraglos - sehr schön. Strange sounds und vertrackte Stimm- und Rhythmuswechsel dann wieder auf dem nächsten Titel, ebenso ein "Grower", der erst nach dem wiederholten Hören
seine Vielfalt offenbart - schwierig bleibt´s allemal - "Iieee" lärmt partiell konsequent und läßt dem Hörer nur wenig "Wiederkennungsmomente". "Liquid diamonds" wird erneut von Backward-Drums bestimmt, dazu ein tolles Zusammenspiel des Pianos mit Baß und wandlungsfähiger (mal glasklar, mal grummelnd) Stimme - und, ich wiederhole mich, recht vertrackter Songstruktur.
"She´s your cocaine" - ein belangloser Rocktitel mit leichter Distorsion-Voice, grrrr, nein wirklich nicht so gut - schnell weiter. "Northern Lad" - Ballade-Time, again - das kann sie, ja.
Tori´s eindringliche Stimme, ihr Pianospiel und eine unaufdringliche Rhythmen-Section - eines der "most consumable" Songs dieser CD (wenn auch nicht eines der besten!). "Hotel" schwelgt in elektronischen Klangcollagen, permanent wechselnden Rhythmen und Amos' Weltschmerz-Wimmergesang (wie man ihn nicht immer mag). "Playboy Mummy" mit Besenschlagzeug und Sopran-Sax im Intro und eher traditioneller Komposition, ist dann noch einmal etwas für´s geneigte Tori Amos-Standardöhrchen. Der Song ist gut, so daß er mich überzeugt, ohne gleich Euphorien auszulösen. Den Abschluß der CD bildet "Pandora`s Aquarium", der so klingt wie er heißt.
Vaudeville-Piano im Opening, Jazzgeklimper in der Folge - und eine gewisse Harmoniestruktur im weiteren Songverlauf - letztlich aber eher nervend, da partiell zu "musicalhaft" arrangiert. Ein schwächeres Outro, leider. Mein Fazit für Euch Leser bleibt eher ambivalent - selbst anhören, die neue Tori Amos. Mir gefällt sie sehr!
Tori Amos - From the Choirgirl Hotel - 1 / 1

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