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Doch nach einer Weile holt sie das innere Schwarzgrau und das Dunkelgrau der Welt wieder ein. Kurz, Caroline, deren Beruf und persönliche Geschichte stets das Helfen ist, muß sich eingestehen, daß sie selbst Hilfe braucht, denn ihr Gespür für die Verantwortlichkeit gegenüber ihren Kindern lassen ihre Selbstmordgedanken Gedanken bleiben. In der Psychotherapeutin Hannah findet sie eine ältere Frau, die sich als so stark und hartnäckig, einfühlsam und umsichtig erweist, wie sie eigentlich selbst ist, aber erst nach vielen Wirrungen erkennt. Viel mehr von dem was Hannah bewegt, ihr Leben bestimmt hat, den schrecklichen Unfalltod zweier ihrer vier Kinder, wird Caroline nach und nach deutlich, daß es einen gemeinsamen Weg der Erkundung aus dem depressiven Blick auf die Welt gibt. Caroline, die nur düstere Töne und Hoffnungslosigkeit wahrnahm, lernt über Hannah sich zu öffnen für die Farben der wirklichen Welt und das Kaleidoskop ihres Ichs. In dieser einfühlsamen, brillanten psychologischen Studie zweier Frauen, zeigt die Autorin ihr feines Gespür für differenzierte Beobachtung, Selbstzweifel und die Ambivalenz der Dinge. In einem steten Gefühl für das Auf und Ab der täglichen Erfahrungen der beiden Protagonistinnen, ihre Verwobenheit mit Umfeld und vertrauten Menschen, geht es zu guter Letzt stetig nach oben. Die Selbsterkenntnis der vermeintlichen Patientin und die Wechselwirkung der Therapie auf Patient und Therapeutin, macht einen Punkt der Stärke dieses Buches aus. Mag es das eigene Empfinden für die Ambivalenz der Dinge sein, mag es die behutsame, differenzierte Charakterstudie der Hauptpersonen oder der Schilderung biographisch prägender Ereignisse im Leben der beiden Frauen sein - der Rezendent ist schlicht begeistert. War ich zunächst noch ein wenig skeptisch ein verlagsseitig deklariertes Buch aus der Reihe "Neue Frau" zu lesen, so wich dieses unselige Vorurteil nach kurzer Lesezeit einer stillen Begeisterung. Dieses Buch ergriff auf leisen Sohlen nach und nach Besitz von mir, so daß ich es nach knapp 70 Seiten kaum mehr aus der Hand legen wollte. Eine eigentümliche Spannung und ein gewisses Stück Selbsterkenntnis ist nach Lektüre dieses Buches geblieben. Sehr empfehlenswert! Besser als gestern, schlechter als morgen - 2 / 2
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